Im Interview: Dirk Metzmacher

11.02.10, 8:50

Der Grafiker und Fachjournalist steht Rede und Antwort

Noch vor dem Jahreswechsel startete der print24-Blog. Seitdem hat Dirk Metzmacher bereits zahlreiche umfangreiche Artikel zum Thema Grafik und Print-Design beigesteuert. Zu Recht fragten viele unserer Leser wer sich hinter den kreativen Beiträgen verbirgt. Wir sprachen mit dem freien Autor über seine bisherige Laufbahn.

1. Dirk, stell Dich doch bitte zunächst einmal unseren Lesern vor.
Ich bin der Herausgeber des Photoshop-Weblogs und Fachjournalist. Ich schreibe unter anderem Artikel für den Franzis Verlag, DigitalPhoto, Dr.Web, photokina, psd-tutorials.de und das Smashing Magazine. Von den Grundlagen zum Thema „Photoshop“ bis hin zu professionellen Arbeitsweisen. Dann und wann helfe ich noch dabei, Projekte wie etwa forher.de oder paulsmama.de ins Leben zu rufen.

2. Wann und wie bist Du in den Bereich Print und Design gekommen und wie sahen Deine Anfänge aus?
Sobald Du für Kunden mit Photoshop arbeitest, kann es vorkommen, dass diese sehr begeistert sind und deshalb „alles aus einer Hand“ haben möchten. Gerade bei kleinen und mittelständischen Unternehmen ist das sehr gängig. Mein Weg war typisch: Als Gestalter der Website eines Unternehmens wollte der Kunde auch ein dazu passendes Print-Produkt, wie etwa einen Flyer. Ich kam eigentlich gar nicht aus dem Print-Bereich, wollte meinen Kunden aber auch nicht vor den Kopf stoßen. Da das Budget recht begrenzt war, habe ich es übernommen. Wichtig war dann der Kontakt zur Druckerei. So konnte ich mir Tipps holen, welches Format und welche Auflösung zu den besten Ergebnissen führen.

3. Welche Aufgaben übernimmst Du bei den Projekten forher.de und paulsmama.de? Hast Du bei Deiner Tätigkeit spürbare Weiterentwicklungen Deiner eigenen Fähigkeiten bemerkt?
Beide Projekte wurden im Team abgeschlossen. Es gab zuvor einen weit fortgeschrittenen Entwurf, den ich verfeinert habe. Das Ergebnis habe ich in XHTML und tabellenlosen CSS umgesetzt. Auch wurden weitere Grafiken erstellt (etwa das Logo bei forher.de) und so die Grundlagen für den Magazin- und den Community-Bereich geschaffen. Es folgte die Umwandlung in ein WordPress-Theme für das Magazin. Mein Bruder Jan Metzmacher hat die Community programmiert und dazu auch das Template geschaffen. Dank selbst programmierter Plug-ins wurde die Community stark mit dem Magazin verzahnt. So wurde dann auch für einige Gimmicks wie etwa „Kuss oder Schluss“ gesorgt. Bei solch großen Projekten lernt man immer dazu. Es kommen Kundenwünsche, die es zu erfüllen gilt und so wurden gerade bei forher.de die Grenzen von WordPress stark ausgereizt.

4. Hast Du Dich leicht in die Flyer-Erstellung eingearbeitet?
Bei der Flyergestaltung ist es wichtig, passende Referenzen zum Thema zu sammeln, um sich zu orientieren. Flyer müssen auf den ersten Blick überzeugen und gleich die Aufmerksamkeit des Betrachters gewinnen. „Das muss knallen“, sagen viele, zumindest wenn es sich um Party-Flyer handelt. Das dürfen dann auch mal extremere Farben und Motive sein. Die Druckerei liefert die grundlegenden Informationen zum Format, Auflösung und bevorzugten Dateityp und schon kann die Gestaltung mit Photoshop zu sehr guten Ergebnisse führen.

5. Welche Gesichtspunkte sind am wichtigsten, um die Wünsche eines Kunden zu erfüllen?
Es ist nicht immer leicht, die Wünsche des Kunden zu erkennen. Ganze Bücher werden mit Tipps gefüllt, um jedem Kundentypen gerecht zu werden. Bei der Gestaltung, egal ob eines Flyers, einer Visitenkarte oder einer Website, hat der Kunde erst einmal das Vertrauen in meine Fähigkeiten. Er macht Vorgaben, ich habe meine kreativen Freiheiten. Daraus ergibt sich dann im besten Fall ein Ergebnis, das beide Seiten befriedigt. Ansonsten ist die Flyergestaltung so individuell wie deren Auftraggeber.

6. Inwieweit hat Dich Dein Bruder bei der Websiteprogrammierung unterstützt? Konntest Du Dir viel selbst beibringen?
Mein Bruder Jan Metzmacher hat mich nicht nur unterstützt, sondern die Programmierung komplett übernommen. Meine XHTML/CSS-Umsetzung sowie die Umwandlung in ein WordPress-Theme möchte ich im Vergleich gar nicht als Programmierung bezeichnen. Falls Probleme auftauchen ist das Internet unsere Recherchequelle Nummer Eins, danach folgen zahlreiche Fachbücher. Nur so kann man der schnellen Entwicklung in diesem Bereich folgen. Die Projekte paulsmama.de und forher.de basieren auf dem gleichen Konzept. Der redaktionelle Bereich (Magazin) auf basiert auf WordPress und die Community auf Social Engine. Um alle Anforderungen des Kunden umzusetzen, waren allerdings zahlreiche Änderungen an beiden Systemen notwendig. Dies ging vom Anpassen des Designs bis hin zum Einbau selbst programmierter Plug-ins.

7. Gibt es Recherchequellen oder Bücher, die Du aufgrund ihrer Qualität besonders schätzt?
Begeistert hat mich das Buch „Transcending CSS“ von Andy Clarke. Das ist sehr verständlich und besitzt viel Humor, mit dessen Hilfe das trockene Thema der CSS-Umsetzung leichter erklärt wird. Sehr wichtig ist auch das Werk „Recht für Grafiker und Webdesigner“ von Uwe Koch, Dirk Otto und Mark Rüdlin, inklusive Vertragsmustern. Viel Spaß hat mir die „DVD Photoshop Secrets“ von Calvin Hollywood und Olaf Giermann gebracht. Bei den Beiden wird die Liebe zu Photoshop sehr deutlich. Im Netz kommst Du am „tuts+“-Network nicht vorbei, wie etwa psd.tutsplus.com oder net.tutsplus.com. Auch das Smashing Magazine sollte unter den Favoriten stehen. Wer meine eigene Recherche im Netz in Bezug auf das Thema Photoshop verfolgen möchte, sollte das Projekt www.photoshop-weblog.de besuchen.

8. Früher hast Du relativ viel designt. Mittlerweile bist du eher als Autor tätig. Wie kam es dazu?
Es gibt zahlreiche gute Gestalter im Printbereich und unzählige Webdesigner. Die Konkurrenz ist also sehr groß. Da ich sehr gut beschreiben kann, wie Du etwa ein Ergebnis mit Photoshop erreichst, war es fast eine natürliche Entwicklung hin zum Fachjournalisten. Zum Anfang habe ich nur Artikel für das Dr.-Web-Magazin geschrieben, dort auch zwei CDs produziert, wodurch der Verlag Galileo Press auf mich aufmerksam wurde. Für diesen Verlag habe ich eine CD, dann eine DVD erstellt. Es folgten Artikel für das Smashing Magazine, DigitalPhoto, photokina und Pixxsel. Magazine, mit denen ich auch in Zukunft zusammenarbeiten werde. Im print24-Blog kannst Du natürlich auch meine Artikel lesen. Es kommen nun noch psd-tutorials.de und Noupe hinzu. Daneben habe ich mit dem Photoshop-Weblog ein eigenes Projekt, das ich in Zukunft weiter ausbauen werde. Ich gebe außerdem auf Anfrage Schulungen, wie etwa auf der Photoshop-Convention.

9. Hast Du festgestellt, dass Dir der Übergang sowie Deine weiterführenden Tätigkeiten als Autor Vorteile gebracht haben?
Der größte Vorteil ist die Nische, die ich für mich entdeckt habe. Gute Fotografen und Gestalter sind noch lange nicht fähig oder haben auch gar nicht das Interesse, ihr Insider-Wissen weiterzugeben. Anderen, die vielleicht gut (be)schreiben könnten, fehlt die Erfahrung. Ich befinde mich in der Mitte. Ich muss nicht der beste Webdesigner oder Mediengestalter sein und mich mit der harten Konkurrenz beschäftigen, sondern kann in Ruhe recherchieren, Erfahrungen sammeln und das Erlernte in einem Artikel zusammenfassen. Die Magazine geben natürlich die Themen vor: Bei Pixxsel, photokina und DigitalPhoto etwa Fotografie und Photoshop, bei Dr.Web oder dem Smashing Magazine auch mal Twitter, Dreamweaver oder Flash. Innerhalb dieser Grenzen kann ich relativ frei arbeiten.

10. Was bestimmt viele nicht wissen: Du arbeitest zurzeit in Kolumbien.
Ich lebe nun schon seit acht Monaten in Medellin, Kolumbien. Vielen Menschen ist die Stadt als die gefährlichste der Welt bekannt, dank dem Medellin-Kartell und Pablo Escobar. Diese Zeit gehört jedoch der Vergangenheit an und zumindest in den Großstädten wie eben Medellin, aber auch Bogota, Cali und Cartagena, hat sich vieles verbessert. Die Landschaft ist herrlich und die Menschen sehr liebenswürdig. Ich habe hier ein Appartement gemietet. Mein Arbeitsplatz ist jedoch eher langweilig. Ein einfacher Schreibtisch, ein PC mit großem Monitor und eine gute Internetverbindung. Es kommt allerdings oft zu Stromausfällen, auch wenn es zu stark regnet. Die Siedlung, in der ich hier lebe, ist eine geschlossene „Urbanización“. Das bedeutet, keine Autos, dafür einen Sportplatz, einen Swimming-Pool, zwei Einkaufsmöglichkeiten mit dem Nötigsten, einen 24-Stunden-Sicherheitsdienst, einen Spielplatz für die Kleinen und eine gute Aussicht auf die Berglandschaft – alles innerhalb einer kleinen Anlage. Hier zwei Aufnahmen, die ich gerade „auf die Schnelle“ gemacht habe:

4 Antworten zu “Im Interview: Dirk Metzmacher”

  1. ARS sagt am 11. Februar 2010 um 15:46 Uhr Uhr

    Dankesehr für dieses schöne Interview. Das gibt den Artikeln auch mal ein Gesicht. Wäre ja auch sonst viel zu unpersönlich, das Internet. Guter Mann, übrigens!

  2. Martin sagt am 12. Februar 2010 um 1:15 Uhr Uhr

    Ich verfolge schon länger die Artikel von Dirk, etwa bei Dr.Web, und wusste gar nicht, wie gut er sich sein eigenes Netzwerk aufgebaut hat. Das beeindruckt, vorallem da er damit nicht angibt. Gut, dass er uns auch auf diesen Seiten mit Inhalten erfreut.

  3. Jens sagt am 14. Februar 2010 um 18:32 Uhr Uhr

    Schönes Interview… auch gute Fragen, … das könntet ihr ruhig mit weiteren bekannten Köpfen der Szene wiederholen!

  4. Well, Well, Well sagt am 26. Februar 2010 um 18:55 Uhr Uhr

    Schön zu lesen wer hinter den sauberen Zusammenstellungen steckt.

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