Im Interview: Stephan Böhlig

17.06.10, 10:12

Der junge Fotograf stellt sich unseren Fragen

Heute möchten wir Euch den begabten Fotografen Stephan Böhlig (26) aus Dresden vorstellen, der die schönsten „Livemomente“ festhalten kann. Ob Promotionfotos, Fotos von Pressearbeiten oder mal etwas andere Städtefotos. Seine Motive bringt er mit einer gewissen witzigen und charmanten Art zur Geltung, sodass man beim Betrachten der abgebildeten Personen oder Objekte denken könnte, man wäre genau mittendrin im Geschehen. Besonders seine vielfältigen Portraitnahaufnahmen oder seine außergewöhnliche Aktion „Ich fotografiere meine follower“ auf seinem Webblog haben uns begeistert. Deshalb möchten wir ihn Euch gerne mal persönlich vorstellen!

Bilderrechte: Stephan Böhlig

Was hat Dich im Alter von 20 Jahren dazu inspiriert mit dem fotografieren anzufangen?
Ich bin da durch reinen Zufall dazu gekommen und habe vorher nie fotografiert. 2003 bekam ich eine kleine digitale Kompaktkamera geschenkt und habe damit wie ein Wilder herumgeknippst. Weit weg von jeglicher Fotografie. Danach kaufte sich mein Vater eine der ersten digitalen Spiegelreflexkameras. Tja, die bekam er relativ wenig zu sehen. Dann kamen schon die ersten Anfragen von Bekannten und so ging es dann auch weiter. Insgesamt gesehen entwickelt sich die Geschichte jedes Jahr weiter oder in eine andere Richtung.

Widmest Du Dich der Fotografie hauptberuflich oder ist es eher eine Art Hobby?
Ich würde es mittlerweile schon als meinen Beruf bezeichnen, da ich damit versuche mein Geld zu verdienen. Allerdings möchte ich die Waage halten und fotografiere immer noch viele private Projekte, die einfach nur Spaß machen sollen. Denn das muss Fotografie machen, sonst verliert man recht schnell die Lust. Ich zumindest.

War es schon immer Dein Traum Fotograf zu werden oder hattest Du früher andere Ziele?
Wenn man meiner damaligen Kunstlehrerin erzählen würde, dass ich jetzt als Fotograf arbeite, würde sie wohl vom Stuhl fallen. ;) Also eher nicht, ich habe in geisteswissenschaftliche Richtungen studiert, irgendwann aber gemerkt, dass es nicht das ist, was ich machen möchte.

Was inspiriert Dich und woher nimmst Du Deine Ideen?
Primär inspirieren mich Menschen und Musik. Ich fotografiere gerne ungewöhnlich. Also viele Künstler, viele Menschen die auch etwas anders leben etc. Die Ideen sind so gut wie immer Zufallsprodukte, die mit Freunden ausgeheckt werden. Ich bin kein Mensch, der seine Fotos komplett durchplant, auch wenn es das nicht immer einfach macht.

Wie wir Deiner Website entnehmen können, bist Du in den Bereichen „Portrait“, „Presse“, „Promo“ und „Konzert“ aktiv – welcher Bereich reizt Dich dabei am meisten und warum?
Mein Lieblingsbereich ist die Konzertfotografie. Damit habe ich begonnen zu fotografieren und mache es immernoch unglaublich gern. Es ist einfach sehr reizvoll, da alles in Bewegung ist, ständig andere Lichtverhältnisse herrschen und man nie so richtig weiß was passiert. Außerdem bewege ich mich gern im Rock’n’Roll-Umfeld, da gibt es nicht so viele festgeschriebene Gesetze, man kann sich auch fotografisch einfach mal ausleben. Allerdings hat dieses Jahr die Portraitfotografie in meiner Rangliste stark aufgeholt. Es macht mir wahnsinnig Spaß mit Menschen umzugehen, sie ins rechte Licht zu rücken und auch Ihren Blick zu sehen, wenn sie dann das Endergebnis sehen, welches auch mal ungewöhnlich ausfallen kann. Aber insgesamt bin ich natürlich für jeden Spaß zu haben, man kann mich in so gut wie jede Richtung jederzeit anfragen.

Gibt es ein Vorbild mit dem Du gerne mal arbeiten würdest?
Eigentlich gibt es keine Vorbilder im fotografischen Sinne. Ich hatte nie einen Lehrer, eine fotografische Ausbildung, habe nicht einmal ein theoretisches Buch gelesen. Ich wollte einfach immer nur fotografieren. Praxis macht mir schon immer mehr Spaß. Wenn ich aber mal jemand über die Schulter schauen dürfte, dann wäre das Sebastian Niehoff (http://www.propeller-images.de/), durch den ich meine Liebe zur Fisheye-Fotografie entdeckt habe. Oder auch Sascha Hüttenhain (http://www.huettenhain.com/), ein verdammt guter Studio- und Aktfotograf. Spontan fällt mir auch noch Todd Owyung (http://ishootshows.com/) ein, der wirklich atemberaubende Konzertfotos am Fließband produziert.

Was ist für Dich der „perfekte livemoment“?
Den suche ich noch. ;) Aber ein wirklich guter Moment zeigt einfach, dass er spontan entstanden ist. Das Foto muss einfach rocken, einen sofort in seinen Bann ziehen. Vielleicht darf es auch nicht so einfach reproduzierbar sein. Wenn ich ein Foto von mir auswählen dürfte, dann ist es wohl das Foto, auf dem ich mit meinem Bruder in einem Cabrio durch einen Tunnel fahre. Das kommt einem perfekten Moment in meinen Augen am nahsten.

Gibt es bestimmte Personen, die Du gern unbedingt mal vor Deine Linse bekommen möchtest?
Megan Fox! – Spaß beiseite, ich habe da noch so einige Sachen im Kopf, die ich irgendwann mal realisieren möchte. Portraitprojekte mit eher ungewöhnlichen Models. Warum nicht mal nur Punks von der Straße ablichten. Bestimmte Personen spielen da eine untergeordnete Rolle, auch wenn es natürlich immer interessant ist auch bekanntere Menschen zu fotografieren.

Welche Ausrüstung nutzt Du für Deine verschiedenen Projekte und was würdest Du unseren Lesern weiterempfehlen?
Ich fotografiere selbst seit einiger Zeit mit einer Canon EOS 1D Mark II und einem kleinen Arsenal an Objektiven. Generell habe ich gar nicht so viel Equipment, darum sollte es auch nicht gehen. Meine Studioportraits entstehen zum Beispiel mit ganz normalen Aufsteckblitzen, da diese einfach mobiler sind und ich ja sowieso kein Studio angemietet habe, sondern dankenswerterweise in der Kunstgalerie Treibhaus fotografieren darf. Wer sich stärker mit der Fotografie beschäftigen möchte, der sollte sich eine Einsteigerspiegelreflex kaufen. Welche Marke ist da wahrscheinlich eher egal, man muss halt mit dem Handling zurecht kommen. In Zeiten der modernen Bildbearbeitung kommt es meiner Meinung nach sowieso nicht mehr auf die Kamera an, das ist schon alles sehr stark zusammengerückt.

Erzähl uns doch mal von Deinem Projekt „Ich fotografiere meine follower“ – was hat es damit auf sich und wie kamst Du zu der Idee?
Das ist eher zufällig entstanden. Ich bin ein recht begeisterter Twitter-Nutzer und binde die Menschen, die meine Nachrichten lesen, auch gern in mein Leben oder meine Projekte ein. Ich habe mir im Frühjahr ein bisschen Blitzequipment gekauft. Als dann die Lieferung da war, wollte ich natürlich sofort loslegen. Problem war allerdings so schnell auch Modelle zu finden. Also schrieb ich kurz per Twitter, dass ich gern Leute empfange und kostenlos Portraitfotos von ihnen mache. Daraufhin meldeten sich dann ein paar Leute und schon war die Idee geboren. Ein wenig abgeschaut natürlich von Michaela von Aichberger, die ihre Follower malt. (http://ich-male-meine-follower.de/) Sie gab mir allerdings am Anfang ihr Einverständnis zu der ganzen Aktion. Mittlerweile sind über 70 Portraits entstanden, zum Großteil Menschen aus Dresden. Die Aktion hat bisher kein Ende gefunden und jeder darf sich gern bei mir melden und auch vorbeikommen, um sich ablichten zu lassen.

Und abschließend: Wo bist Du sonst noch im Netz zu finden?
Primär natürlich bei Twitter. Ansonsten gibt es noch einen Alltags-Blog in dem so einige Fotos mehr landen als im Portfolio.

Wenn Euch das Interview neugierig gemacht hat und Ihr Euch die tollen Fotos von Stephan Böhlig genauer ansehen wollt, dann könnt Ihr auf seiner Website http://www.livemoment.de bzw. bei seinem aktuellen Projekt http://ichfotografieremeinefollower.livemoment.de weiterstöbern…

2 Antworten zu “Im Interview: Stephan Böhlig”

  1. Der Peter sagt am 01. Dezember 2011 um 0:02 Uhr Uhr

    heute ist auch jeder begabt, der den auslöser einer kamera bedienen kann, oder?
    wer braucht das rumgespiele mit weitwinkel und photoshop? sorry, aber von talent kann hier wirklich keine rede sein.

  2. print24_redaktion sagt am 01. Dezember 2011 um 15:15 Uhr Uhr

    Hallo Peter, ich denke, es ist Geschmackssache ob einem Fotografien mit Weitwinkel gefallen und die Aufbereitung mit Photoshop gehört bei den meisten Fotografen auch zum Standard. Dennoch danken wir natürlich für dein Feedback und respektieren deine Meinung. Viele Grüße.

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