Alternativen zu Streetview
Alle Welt redet über Googles Streetview und in Deutschland streitet man sich gern darüber. Es wird dabei aber gerne übersehen, dass Google nicht der einzige Anbieter solcherlei Dienste ist. Google ist mit Streetview nur der (mit Abstand) umfangreichste und bekannteste. Ich will hier ein paar Alternativen vorstellen, die zum Teil noch in der Entwicklung sind aber auch einiges an Potential bereit halten.
Die Konzepte unterscheiden sich teilweise erheblich:
1. Bing Streetslide (Microsoft)
Microsofts Streetview Variante basiert auf einem Mix aus einigen eigenen Aufnahmen und externen Bildern. Derzeit bastelt man in Redmond an einer Weiterentwicklung, genannt Streetslide: Kugelpanoramen, die aneinandergesetzt eine noch bessere Darstellung als Google mit mehreren Perspektiven erlauben sollen. Das Problem besteht derzeit aber eher darin, den Streetslide-Service überhaupt zu nutzen, da das Silverlight-PlugIn für die Darstellung im Browser erforderlich ist.
2. NORC (eXtreme Soft Group)
Der Street-View Service der Rumänischen eXtreme Soft Group ist für ausgewählte Städte in Österreich und Osteuropa verfügbar. Die Bilder wurden bei Google mit einem speziellen Kamerafahrzeug aufgenommen. Die Navigation läuft hier allerdings nicht so flüssig und intuitiv wie bei Google.
3. Sightwalk (Panogate)
Panogate bietet im Wesentlichen „begehbare“ Panoramabilder einiger Orte in verschiedenen Städten Deutschlands. Die Auslegung scheint stärker touristisch geprägt zu sein. Toll finde ich die Einbindung von zusätzlichen Informationen, die man erhält, wenn man auf die entsprechenden Icons bei Sehenswürdigkeiten klickt.
4. MapJack
MapJack sieht Streetview sehr ähnlich und hat sich auch in der Bedienung beim großen Bruder kräftig bedient. Die Bildqualität scheint aber besser zu sein. Wenn die Bandbreite zum Problem wird, kann die Bildqualität reduziert werden. Für mobile Nutzer eine praktische Funktion. Interessant bei MapJack ist die Möglichkeit für Regionen und Städte die Digitalisierung gegen eine durchaus bezahlbare Gebühr „einzukaufen“. Bisher wurden einige Städte in den USA und Thailand abgebildet. Was mich stört, ist der laxe Umgang mit der Privatsphäre: Nummernschilder werden nicht unkenntlich gemacht und können im Prinzip von jedem gelesen werden.
5. EveryScape
Ein anderes Konzept verfolgt EveryScape, welches sich eher als Vermarktungsplattform für ortsansässige Firmen versteht. Ein großer Teil des Erlebnisses findet hier nämlich nicht auf der Straße, sondern in Geschäften, Restaurants und Hotels statt. Es fällt nicht schwer, darin ein gewisses Marketingpotential zu entdecken. So könnten zum Beispiel „Web-Checkins“ von daheim mit exklusiven Sonderangeboten belohnt werden. Wer in EveryScape ein Geschäft betritt, hat womöglich ein gewisses Grundinteresse an den angebotenen Leistungen und könnte entsprechend empfänglich sein.
6. Navteq (Nokia)
Der inzwischen zum Nokiakonzern gehörende Anbieter von Kartenmaterial für Navigationsgeräte will noch in diesem Jahr mit dem Scannen von Straßenzügen in Frankreich und Großbritannien mittels Laserabtastung (Lidar) beginnen. Die resultierenden dreidimensionalen Koordinatenmodelle werden dann per Software mit Bildern „tapeziert“. Dies soll eine überaus realistische, frei navigierbare 3D-Darstellung ermöglichen. Die Integration in mobile Endgeräte wie Smartphones und Navigationseinheiten liegt in der Natur des Anbieters und klingt nach einer spannenden Vision.
Schon durch ihre teils stark eingeschränkte Verbreitung können viele der Anbieter nicht wirklich als Streetview-Alternativen im Sinne von Konkurrenz betrachtet werden. Bei Bing Streetslide und der kommenden Navteq-Variante muss sich erst noch zeigen, was sie können und ob sie genug Nutzer für sich mobilisieren können.
Bisher ist Google Streetview jedenfalls der vielfältigste und mit Sicherheit am weitesten verbreitete Service dieser Art. Außer nach draußen gehen und selber schauen gibt es zur Zeit keine wirkliche Alternative zu Google Streetview.
Stephan de Paly
