Im Interview: Martin Neuhof

27.01.11, 10:18

Im Dialog mit dem Gründer von farbwolke.de

Wer öfter im Netz unterwegs ist, wird diesen Namen sicher schon gelesen haben: Farbwolke – Klingt so interessant wie es tatsächlich ist! Wir stellen Euch heute im exklusiven Interview den Gründer vor: Martin Neuhof, gelernter Mediengestalter, Fotograf und Webdesigner aus Leipzig! Schon mit 14 Jahren interessierte er sich für Fotografie sowie Web & Grafikdesign. Auf der Fotoausstellung der Leipziger Buchmesse 2009 erreichte er den 1. Platz und beim Fotowettbewerb „Zeig mir Dein Herz“ von fotoholiker.com den 2. Platz! Uns hat er erzählt, wie alles entstand:

Hallo Martin! Stell Dich doch bitte zu Beginn unseren Lesern kurz vor.

Hey ich bin ein 26 Jähriger Leipziger, arbeite derzeit als Grafiker in einer Agentur und meine Freizeit fülle ich mit der Fotografie, Twitter und diversen Blogs.

Dein Projekt farbwolke.de ist diesen November bereits 3 Jahre alt geworden. Dazu gratulieren wir natürlich herzlich. Wie ist Dir denn damals die Idee gekommen regelmäßig Webseiten, Designs & Portfolios vorzustellen?

Ich hatte einen Gemeinschaftsblog mit Freunden, indem wir über private Themen geschrieben haben (gedankenblase.de). Dort gab es für mich aber nie die Möglichkeit über kreative Themen zu schreiben. Ich wollte schöne Webseiten vorstellen und in Kontakt mit anderen Kreativen treten. Dann hatte ich die Idee einen Kreativ-Blog zu eröffnen und diesen mit vielen Portfolios zu füttern, was mir bis heute sehr viel Spaß macht.

Wo findest Du immer wieder diese digitalen Kleinode? „Googelst“ Du munter drauf los oder hast Du bestimmte Quellen, die Du regelmäßig nutzt?

Ich klicke fast alles an was mir bei Twitter & Facebook in die Quere kommt. Mein RSS-Reader mit über 300 abonnierten Blogs ist natürlich auch eine sehr schöne Quelle. Aber meist lässt es sich nicht so verallgemeinern. Ich hab die Augen offen und probiere alles was mir gefällt mit meinen Besuchern zu teilen.

Nach welchen Kriterien wählst Du die Funde für farbwolke.de aus?

Es muss mir gefallen und es muss mich überzeugen. Dabei ist es egal, ob es ein schönes Portrait oder aber ein Flashmob-Video ist. Ich beschränke mich nicht gerne auf „nur Fotos“ – „nur Design“ oder „nur Videos“. Ich bin der Meinung – die Mischung macht es.

Einen ausgebildeten Mediengestalter müssen wir das natürlich fragen: Was macht gutes Webdesign heutzutage aus?

Du musst die Standards einhalten. Zusätzlich musst du aber auch etwas Pfiffiges einbauen, was die Menschen zum Bleiben anregt. Deine Webseite muss zur Sucht werden. Hätte man das „poken“ und „gruscheln“ nicht erfunden, wären die beiden größten Social Networks nicht so groß wie sie es heute sind. Ich persönlich mag frische Farben mit komplexen Grafiken – dies ist aber nur in den wenigsten Fällen besonders passend.

Neben Deinen Designprojekten bist Du auch ein überaus emsiger Fotograf, was man leicht anhand der inzwischen fast 700 Arbeiten auf Flickr nachvollziehen kann. Was hat Dir den Anreiz gegeben, irgendwann alles online zu stellen?

Der Anreiz meine „Werke“ zu veröffentlichen war schon immer da. Ich habe vor 12 Jahren die Bühne des Internets betreten und wollte schon immer eine eigene Webseite um meine Gedanken mit der Welt zu teilen. Im Alter von 16-20 Jahren habe ich nur Partyfotos online gestellt. Schnappschüsse, die meine Jugend festgehalten haben. Heute läuft es professioneller ab: Es werden Models gefragt und ein Shooting geplant. Die Schnappschüsse haben ausgedient.

Du scheinst Dich in Deiner Fotografie insgesamt sehr auf Menschen zu konzentrieren. Dein Fotoprojekt 101Helden macht das recht deutlich. Was macht jemanden zum fotografierenswerten Helden des Alltags?

Ich liebe Leipzig, meine Heimatstadt, die mir schon so viel im Leben gegeben hat. Ich wollte rausgehen, die Menschen, an denen man tagtäglich mit gesenktem Kopf vorbeigeht, um ein Foto bitten. Ich wollte der Stadt ein Gesicht geben, um mir im Kopf selbst klar zu werden: Jeder Mensch ist anders. Leipzig ist so vielseitig. Daher ist für mich auch jeder Mensch in „meiner“ Stadt ein Held des Alltags.

Wie erzeugst Du diese besondere Energie und Freude, die Deine Bilder ausstrahlen? Unsere Leser würden sich bestimmt über den einen oder anderen Tipp freuen.

Ich erstelle keine künstliche Situation. Ich treff mich mit meinem Motiv und wir fangen an zu reden. Dabei kann es um Gott und die Welt gehen. Dann zück ich meine Kamera und es entstehen Fotos. Klar gibt man die eine oder andere Anweisung, aber es darf für meine Begriffe nie überhand nehmen. Ich bin auch gerne mit meinem Motiv allein, sodass dabei eine intime Atmosphäre entsteht, die man dann auch auf den Fotos deutlich spüren kann.

Hat Deine 2-monatige Bildungsreise durch den enorm vielfältigen Kontinent Australien Dich oder Deine Arbeiten geprägt?

Ja definitiv. Gerade Tasmanien hat mich nachhaltig beeindruckt. Ich hab mir mit 2 anderen Typen einen Campervan gemietet und wir sind 16 Tage quer über die Insel gefahren. Man wacht früh auf und die Kängurus begrüßen einen. Selbst die Regenbögen sind faszinierend. Ich sage immer: Wenn mal der 3. Weltkrieg ausbrechen sollte – dort ist man sicher.

Man hört auf Twitter, dass Du Dir bei einer Reise durch Indien neue Inspiration holen willst. Ist an den Gerüchten etwas dran?

Indien ist definitiv ein Traum von mir. Ich möchte zum „Holi“ – Fest (Ein Farbenfest wo die Menschen sich gegenseitig mit Farbstaub bewerfen). Dies ist immer im März eines jeden Jahres. Dieses Jahr werde ich es wohl leider nicht schaffen. Dafür steht ein romantisches Fischerdorf in Kroatien auf dem Plan.

Du fotografierst, bloggst, reist um die Welt, entwirfst Webseiten. Bekommst Du das alles noch unter einen Hut?

Langsam wird es schwierig, aber ich muss. Ich bin innerlich so unausgeglichen, wenn ich ein paar Tage nicht fotografieren oder kreativ werden kann. Meine Leidenschaft ist eben das Ausleben der eigenen Kreativität und dafür opfert man gerne die Freizeit. Die Bilder entschädigen mich für die vielen „Ups and Downs“ im Leben.

Haben Dir Deine verschiedenen Projekte und deine Präsenzen auf Facebook und Twitter bei der Gewinnung von neuen Aufträgen geholfen?

Logisch. Gerade Twitter ist eine wahre Kontaktmaschine. Ich hab dort so viele nette Leute kennengelernt. Gerade weil ich jährlich 1-2mal ein Twitter-Event in Leipzig (twitgrillen.ritman.de) veranstalte. Dort lernt man die unterschiedlichsten Menschen kennen und schätzen. Mittlerweile bin ich auch erstaunt, was man so täglich an Facebook-Nachrichten bekommen kann. Ohne Smartphone wäre das alles der reine Wahnsinn.

Welchen Tipp würdest Du abschließend jungen Designern und Gestaltern für den Karrierestart mit auf den Weg geben?

Stärkt eure Präsenz. Ohne Twitter, Flickr und Facebook kann man eben schlecht auf euch aufmerksam werden. Da hilft die schönste Portfolio-Seite nicht. Schreibt die großen Design-Blogs an und fragt ob sie euch vorstellen können. Ihr könnt mir auch gerne eine Mail schreiben. Ich stelle viele schöne Sachen vor.

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