Tutorial: Porträts effektiv nachbearbeiten

09.10.13, 9:33

Gute Porträt-Fotos sind oft nur wenige Mausklicks weit entfernt

Porträts zu bearbeiten, ist mitunter ein schwieriges Unterfangen. Zunächst einmal muss man sich fragen, welche Bereiche denn überhaupt bearbeitet werden sollen. Zudem ist einzuschätzen, welche Korrekturmethoden die richtigen sind und wie sich die Bearbeitung auf das Endergebnis auswirkt. Viel zu oft wird so extrem korrigiert, dass das Ergebnis unnatürlich aussieht. Hinzu kommt, dass Retusche-Arbeiten sehr oft zeitintensiv sind. Deshalb ist es von Vorteil, effektiv zu arbeiten und die Möglichkeiten der Werkzeugeinstellungen zu kennen. Mit diesem Rüstzeug und dem „Gewusst wie“ an den richtigen Stellen macht die Korrektur eines Personenfotos jedoch richtig Spaß und führt zu schönen Ergebnissen. Denn gute Porträt-Fotos sind oft nur wenige Mausklicks weit entfernt.

Auch gute Porträt-Fotos können noch optimiert werden.

Ebene duplizieren

Bevor du mit der Retusche beginnst, solltest du die Hintergrundebene duplizieren. Am schnellsten geht das mit Strg + J (Windows) bzw. Befehl + J (Mac). Dadurch erhältst du zu jederzeit die Möglichkeit, das retuschierte Ergebnis mit dem Original zu vergleichen. Ein Klick auf das vorangestellte Augensymbol der Hintergrundebene, während Alt auf der Tastatur festgehalten wird, blendet alle übergeordneten Ebenen kurzerhand aus. Um sie wieder zu aktivieren, wiederholst du diesen Schritt einfach.

Ein Klick auf das Augensymbol der Hintergrundebene deaktiviert alle anderen Ebenen.

Reparaturwerkzeuge intuitiv bedienen

Jetzt kann die Korrekturarbeit beginnen. Zunächst solltest du dich um störende Bildelemente kümmern. Hautuntereinheiten, einzelne Haare im Gesicht und über den Augen, Überreste von Wimperntusche auf der Haut oder Stofffussel stören das Gesamtbild und sollten entfernt werden. Dazu muss der Durchmesser des Bereichsreparaturpinsels stets geringfügig größer sein als die zu retuschierende Stelle. Allerdings ist es nicht nur ausgesprochen lästig, sondern auch sehr zeitintensiv, während der Reparatur immer wieder auf die Optionsleiste zu gehen und dort den Durchmesser umzustellen. Bleib deshalb lieber auf dem Foto und öffne den Pinsel-Dialog mittels Rechtsklick.

Das Verkleinern und Vergrößern der Spitze kann auch mit Hilfe der Tastatur erledigt werden. Auf Windows-Rechnern drückst du dazu Ö oder #, auf dem Mac # bzw. Umschalt + #. Noch effektiver wird das Ganze, wenn Du Alt sowie die rechte Maustaste gedrückt hältst. Fährst du jetzt mit der Maus nach links, wird die Spitze kleiner, nach rechts hin größer. Und noch ein Highlight dieser Methode: Wird die Maus nach oben bewegt, verringert sich die Kantenschärfe des Bereichsreparatur-Werkzeugs, nach unten wird diese erhöht. Zudem verrät eine Overlay-Tafel, welche Werte aktuell zugrundeliegen. – Wer braucht da noch eine Optionsleiste.

Ein Rechtsklick auf dem Foto bewirkt, dass das Pinselmenü geöffnet wird. Das Retusche-Werkzeug lässt sich problemlos direkt auf dem Foto einstellen.

Welches Werkzeug ist das richtige?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Während sich kleinere Hautuntereinheiten wie Pickel oder Muttermale prima durch einzelne Mausklicks mit dem Bereichsreparatur-Pinsel bearbeiten lassen, werden größere Stellen wie Falten, Haare oder längere Narben idealerweise mit dem Reparaturpinsel korrigiert. Dieser muss jedoch genauso bedient werden wie der Kopierstempel. Das bedeutet: Zunächst ist eine „saubere“ Stelle mit gedrückter Alt-Taste aufzunehmen. Danach fährst du langsam und gleichmäßig über die zu korrigierende Stelle – und zwar nach Möglichkeit von oben nach unten. Das sorgt für optimale Resultate.

Wenn „gewischt“ werden muss, macht es Sinn, von oben nach unten zu arbeiten. Das sorgt für bessere Resultate.

Dunkle Bereiche aufhellen

Wenn es darum geht, dunkle Hautstellen wie beispielsweise die ungeliebten Ränder unter den Augen zu erhellen, sind die Retusche-Werkzeuge außen vor. Denn diese würden die Struktur der Haut schlichtweg zerstören. Hier empfiehlt sich der Kopierstempel. Doch Vorsicht: Dieser ist von Hause aus viel zu stark eingestellt und arbeitet zudem im falschen Modus (Normal). Bevor du ihn anwendest, stellst du die Deckkraft auf circa 10 – 15 % und den Modus auf Aufhellen. Danach nimmst Du eine sehr helle Hautstelle auf (Alt-Taste gedrückt halten) und wischst anschließend mehrfach in kurzen Etappen über die zu dunklen Stellen. Durch die geringe Deckkraft des Pinsels dauert die Korrektur zwar länger, lässt sich im Gegenzug aber auch wesentlich besser dosieren.Helle Hautbereiche, wie zum Beispiel Glanzstellen auf der Nasenspitze lassen sich ebenso korrigieren. Einziger Unterschied: Der Modus des Kopierstempels muss hier auf Abdunkeln stehen.

Dunkle Stellen auf der Haut gehören der Vergangenheit an.

Helle Bereiche abdunkeln

Dunkle Hautbereiche wie zum Beispiel Schatten und Ränder unter den Augen können im Modus Aufhellen bearbeitet werden. Sind Hautstrukturen mit betroffen (z. B. Fältchen), ist Einsatz des Ausbessern-Werkzeugs Erfolg versprechend (in einer Gruppe mit dem Bereichsreparaturpinsel). In der Optionsleiste des Tools muss Quelle eingestellt sein. Anschließend umfährst du den dunklen Hautbereich großzügig mit gedrückter Maustaste, ohne dabei in Bereiche der Wimpern zu gelangen. Sobald du die Maustaste loslässt, wird die Auswahl geschlossen. Jetzt klickst du mitten in die Auswahl hinein, hältst die Maustaste erneut gedrückt und ziehst den kompletten Auswahlbereich an eine Stelle, an der Helligkeit und Struktur in Ordnung sind. Dort angelangt, lässt du los.

Das Ausbessern-Werkzeug hilft bei dunklen Hautpartien oft weiter.

Augen optimieren

Die Augen schon beim Fotografieren richtig hervorzuheben, ist oft schwierig. Meist sind sie etwas zu dunkel und das Weiß des Augapfels ist nicht wirklich weiß. Um nachträglich noch eine Verbesserung zu erzielen, solltest du kontrollieren, ob feine Äderchen im Auge zu sehen sind und diese, falls erforderlich, mit einem Bereichsreparaturpinsel oder Kopierstempel korrigieren, der kaum größer ist als die Ader selbst.

Danach sorgst du für einen größeren Kontrast der Augen. So bietet es sich zum Beispiel an, Augapfel und Pupille heller zu machen, während die Wimpern und Augenbrauen meist eine Abdunklung vertragen können. Damit wird erreicht, dass diese richtig knackig hervortreten. Für derartige Vorhaben eignen sich die Werkzeuge Abwedler und Nachbelichter. Allerdings sollten diese nicht direkt auf der Bildebene angewendet werden, da die Pixel ansonsten zerstört werden (destruktive Vorgehensweise). Sinnvoller ist es, eine Einstellungsebene zu erzeugen, die sich oberhalb der Bildebene befindet und so auf die Pixel wirken kann (nicht-destruktiv). So bleiben die Original-Pixel unangetastet und das Foto wird trotzdem optimiert.

Abwedler und Nachbelichter befinden sich in der gleichen Werkzeuggruppe.

Leider gibt es in Photoshop keine derartige Einstellungsebene – also musst Du sie selbst erzeugen. Und das geht so: Zunächst setzt du einen Mausklick bei gedrückter Alt-Taste auf das kleine Blatt-Symbol (Neue Ebene erstellen) in der Fußleiste des Ebenen-Bedienfelds. Dadurch wird etwas hervorgerufen, das sich beim herkömmlichen Erstellen einer neuen Ebene nicht zeigt – nämlich ein zusätzlicher Dialog. Hier lassen sich unterschiedliche Einstelloptionen für die zu erzeugende Ebene festlegen.

Hier entsteht eine neue Ebene. Nicht vergessen: Alt-Taste gedrückt halten.

Der Dialog gestattet zusätzliche Einstellungsoptionen für die neue Ebene.

Hier ist zunächst einmal das unterste Pulldown-Menü von Bedeutung. Darin muss der Modus auf Ineinanderkopieren gestellt werden. Nachdem das erledigt ist, wird die Checkbox mit der genialen Bezeichnung neutraler Farbe für den Modus Ineinanderkopieren füllen (50 % Grau) anwählbar. Aktiviere das Häkchen und bestätige mit OK. Im Ebenen-Bedienfeld ist nun eine neutral graue Ebene ausfindig zu machen. Diese ist im Foto selbst aber gar nicht zu erkennen. Das liegt daran, dass neutrales Grau im zuvor eingestellten Modus keinerlei Auswirkungen hat.

Bei Werten jenseits von 50 % Grau sieht das anders aus. Überall dort, wo der Abwedler angewendet wird, erscheint das Grau nämlich heller. An den Stellen, an denen Du nachbelichtest, wird das Grau dunkler. Und das hat Auswirkungen auf die unterhalb befindliche Bildebene. Zur Korrektur zoomst du am besten stark auf die Augen ein, aktivierest den Abwedler, entscheidest dich in der Optionsleiste für den Bereich: Lichter und wählst eine Belichtung von circa 15 %.

Die oberste Ebene ist Grau. Trotzdem ist sie im Bild nicht zu sehen. Das liegt am Modus: Ineinanderkopieren.
Weniger ist mehr! Es macht Sinn, mit geringen Belichtungswerten zu arbeiten.

Weniger ist mehr! Es macht Sinn, mit geringen Belichtungswerten zu arbeiten.

Jetzt malst du mehrfach über das Weiß der Augen sowie die Iris. Anschließend ziehst du mit dem Nachbelichter im Modus: Tiefen und einer Belichtung von circa 20 % über die Wimpern und Augenbrauen. (Bei helleren Augenbrauen, kann es sinnvoll sein, den Modus zuvor auf Mitteltöne zu stellen.) Es ist ratsam, vorsichtig an die Sache heranzugehen. Insbesondere bei starker Vergrößerung (du hast ja eben auf die Augen eingezoomt) verliert man den Überblick, ob die Korrektur ausreicht, oder vielleicht schon zu stark ist. Deswegen gilt es jetzt, wieder auszuzoomen und das gesamte Foto zu betrachten. Wenn die Korrektur jetzt zu stark ist, nimmst du einfach die Deckkraft der obersten (grauen) Ebene ein wenig zurück.

Sollte der Effekt Nachhinein doch zu stark sein, lässt dieser sich über Verringerung der Deckkraft reduzieren.

Auffallend, große Wirkung: Die Augen strahlen.

Haut weichzeichnen

Bei manchen Porträts kann es wünschenswert sein, die Haut des Models ein wenig weicher darzustellen (insbesondere, wenn sich Poren und Härchen auf der Haut zu sehr bemerkbar machen). Zunächst einmal muss die Korrekturebene wieder aktiviert werden (in unserem Beispiel die mittlere). Anschließend sollte ein Doppelklick auf das Lupen-Symbol (Zoom) innerhalb der Werkzeugleiste erfolgen. Dadurch wird das Foto in 100 % Größe dargestellt – ein Wert, der beim Schärfen und Weichzeichnen immer eingestellt werden sollte, um die Korrektur optisch gut bewerten zu können.

Im Anschluss daran wird diese Ebene dupliziert (Strg + J oder Ebene > Neu > Ebene durch Kopieren).. Über Filter > Weichzeichnungsfilter > Matter machen wird ein Dialog zugänglich, der in der Lage ist, die Haut im wahrsten Sinne des Wortes „glattzubügeln“. Er sollte daher nur genutzt werden, wenn der Korrekturbedarf sehr hoch ist, oder die Haut extrem weich dargestellt werden soll. Für alle anderen Fälle bietet sich Filter > Weichzeichnungsfilter > Gaußscher Weichzeichner an.

Zwei Möglichkeiten, die Haut weichzuzeichnen.

Welche Werte eingestellt werden müssen, lässt sich leider nicht pauschal sagen. Dies hängt zum einen von der Bildgröße, zum anderen aber auch von Korrekturbedarf ab. Hier ist also Experimentieren angesagt. Falls erforderlich, schriebst du den Dialog ein wenig zur Seite, damit du die Auswirkungen im Gesamtbild besser beurteilen kannst.

Egal, für welchen Filter Du dich auch entschieden hast: Am Schluss muss die weichgezeichnete Ebene maskiert werden. Immerhin soll ja nur die Haut weichgezeichnet werden, während alle anderen Bildelemente geschärft bleiben müssen. Deswegen ist es jetzt sinnvoll, innerhalb der Fußleiste des Ebenen-Bedienfelds mit gedrückter Alt-Taste auf Ebenenmaske hinzufügen zu klicken.

Das Resultat der letzten Aktion: Es wird eine schwarze Ebenenmaske erzeugt.

Was ist denn das? Die mühsam erarbeitete Weichzeichnung ist auf einmal verschwunden. Doch keine Sorge – sie wird gleich wieder sichtbar gemacht – und zwar genau an den Stellen, an denen sie auch benötigt wird. Dazu drückst du D auf der Tastatur (Weiß wird zur Vordergrundfarbe – du befindest dich im Demaskierungsmodus) und malst mit einem weichen Pinsel bei 100 % Deckkraft im Modus: Normal über alle Stellen, die weichgezeichnet werden sollen – also die Haut. Vorsicht jedoch bei Augen, Augenbrauen und Wimpern. Diese sollten von der Weichzeichnung ausgenommen sein – dürfen also nicht überpinselt werden.

Sollte das dennoch passieren, einfach kurz X drücken (Schwarz wird zur Vordergrundfarbe – nun ist der Maskierungsmodus aktiv) und die weichgezeichnete Stelle noch einmal übermalen. Nase und Mund sollten ebenfalls nicht weichgezeichnet werden. Insbesondere die Kanten müssen klar erkennbar bleiben. – Innerhalb der Ebenenpalette ist gut zu erkennen, wie nach und nach eine Maske entsteht. Die weißen Bildbereiche zeigen, an welchen Positionen die Ebene sichtbar (weiß) und an welchen sie unsichtbar ist (schwarz).

Weiß bedeutet: Diese Bereiche der Ebene sind sichtbar. Schwarze Bereiche sind maskiert, also unsichtbar.

Tipp: Bedienfeldoptionen ändern

Sollte sich die Maske nicht gut erkennen lassen, kannst du innerhalb der Ebenenpalette oben rechts auf den Schalter für das Bedienfeldmenü klicken. Im Menü entscheidest du dich für Bedienfeldoptionen und selektierst die größte zur Verfügung stehende Miniaturvorschau.

Die Miniaturen der Ebenenpalette können vergrößert werden.

Schlusskontrolle

Zuletzt sollte das Foto noch einmal in größtmöglicher Darstellung angesehen werden. Am schnellsten geht das, indem du Strg + 0 (Zahl: Null – nicht Buchstabe O) betätigst. Möglicherweise ist die Weichzeichnung zu stark. In diesem Fall solltest du die Deckkraft der Ebene im Ebenen-Bedienfeld entsprechend reduzieren. Zuletzt folgt der obligatorische Vorher-nachher-Vergleich. Wie der zustande kommt, hattest Du ja bereits zu Beginn dieses Workshops erfahren. Hier nochmal zur Wiederholung: Alt gedrückt halten und mehrfach auf das Augen-Symbol der Hintergrundebene klicken.

Die Deckkraft der weichgezeichneten Ebene sollte am Schluss noch angepasst werden.
Auf den

Auf den Vorher-nachher-Vergleich sollte niemand verzichten.

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