Infografiken und „Visual Storytelling“ im Web

12.08.14, 10:11

Wie man informative Inhalte spannend umsetzt

Wir leben in einem informationell-visuellen Zwiespalt: Auf der einen Seite gibt es immer mehr Informationen und Informations-Zusammenhänge, auf der anderen Seite sollen Bilder diese Informationsflut aufs Wesentliche konzentrieren, vereinfachen und leichter konsumierbar machen. Ein Ort, an dem sich diese Eigenschaften treffen, ist die Infografik.

Anatomy of a Great Infographic - Graphic Design Degree Hub

Quelle und Vollansicht: Graphic Design Degree Hub

Informationsüberflutung durch Worte und visueller Lärm der Bilder

Im Zeitalter der Bilder sind visuelle Lautstärke und visueller Lärm eine Herausforderung. Konnte man zu Anfang des Internets die wichtigen Informationen im „Wald der Worte“ ohne Suchmaschine (und manchmal auch mit) nicht mehr schnell finden, wird gerade das Web mit Bildern überflutet, auch mit solchen, die informieren sollen. Wo früher Darstellungen wie Tortendiagramme, Balkendiagramme oder Liniendiagramme genügten, um Informationen zu visualisieren, sind die heutigen Infografiken illustrativer und oft auch Ergebnis der Kopplung von Illustration, Fotografie und Bildbearbeitung. Dafür bekannt geworden sind die Nachrichtenmagazine „Focus“ und „Spiegel“, aber auch große Tageszeitungen wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ nutzen große Infografiken zur Veranschaulichung.


Im Video sieht man, dass es schon ein paar Minuten Aufmerksamkeit bedarf, um die Fakten aufzunehmen, die weiter unten in der Infografik zu sehen sind.

Die Infografik als Informationsvermittler

Auch auf einem grundlegend einfachen Niveau sind grafische Symbole mit Maßeinheiten wie zum Beispiel Uhren, Thermometer oder Armaturen an die Stelle der nüchternen Excel-Grafiken getreten – einfach weil sie zugänglicher und weniger abstrakt sind. Die Infografik ist aus dem medialen Leben nicht mehr wegzudenken, weil sie nicht nur im Web immer öfter anzutreffen ist und dort über die sozialen Medien geteilt wird, sondern auch in Broschüren, Zeitschriften und Zeitungen dient sie dazu Informationen visuell zu strukturieren und dem Betrachter nahe zu bringen. Ebenso in klassischen Feldern wie der Gestaltung von Geschäftsberichten und Imagebroschüren oder im Fernsehen sind Schaubilder und Infografiken im Spannungsfeld zwischen trockenen Informationen und unterhaltsamer Darstellung in neue Dimensionen vorgedrungen.

Wenn das Internet ein Ozean wäre - WebMagazin

Quelle und Vollansicht: WebMagazin

Informierende grafische Darstellungen werden komplexer

Dass gerade im Web die Grafiken immer umfassender und damit schwerer zu konsumieren sind, ist die Schattenseite der Medaille. Infografiken erfreuen sich im Internet großer Beliebtheit, weil sie zum einen dem Leser und Surfer grafisch aufbereitete Inhalte bieten und damit die Informationsaufnahme erleichtern, wenn sie nicht zu komplex und unüberschaubar gestaltet sind. Zum anderen haben sie aber auch Vorteile für den, der sie erstellt. Anstatt umständliche und lange Texte zu erstellen, die weniger Aufmerksamkeit erhalten, ist die Infografik ein Medium, das relativ knapp ist und den Sachverhalt oder das Thema „textvisuell“ darstellen kann.


Vorteil 1: Lieber sehen als lesen – Infografiken koppeln Darstellungsformen

Die Kopplung von Text und Bild ist das Prinzip der Bildgeschichte und der Comics: der Zugang und Einstieg zum Inhalt wird damit erleichtert. Er wird niederschwelliger angeboten, was für den Leser die Informationsaufnahme attraktiver macht. Einschränkend ist festzuhalten, dass zahlreiche Infografiken inzwischen so komplex und umfassend geworden sind, dass sie wieder schwerer zu erfassen sind. Man sollte aber berücksichtigen, dass die Alternative zur Infografik ein langer Artikel wäre, den man lesen müsste – und das wollen viele im Alltag immer weniger: „lieber sehen als lesen“ ist das Motto der Stunde. Dabei erhöht die grafische Aufbereitung von Daten auch den Spaßfaktor – Infografiken sind eine Art Infotainment, das nicht mit visuellen Reizen geizt.

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Quelle und Vollansicht: LinkedIn


Vorteil 2: Viel Information auf wenig Raum

Infografiken sind kompakt und prägnant. Wenn sie gut gemacht sind, bringen sie in Web und Print zusammengesetzte Informationen augenfällig auf den Punkt. Dadurch, dass das Schaubild in einem Bild und damit einer Datei zusammenfasst, was zum Thema zu sagen ist, reduziert sie (hoffentlich) Komplexität, die auch noch über die sozialen Medien einfach teilbar ist.

Vorteil 3: Die Infografik wird im Web geteilt und erzeugt Aufmerksamkeit

Infografiken sind ein Web-Inhalt, der gern geteilt wird, was auch die Ersteller der Grafiken freut, die damit relativ direkt für sich werben. Letztlich tragen Infografiken als populäres Bildmaterial auch dazu bei, dass die Webseite, auf der sie sich befinden, öfter aufgerufen und damit höher in der Suchmaschine indexiert wird.

Die Infografik im Internet als angesagtes Medium

Die Infografik ist also ein Medium, das für beide Seiten – den Betrachter und Leser sowie den Autor und Initiator – Vorteile bietet. Als Mittel innerhalb der Internetkommunikation verdeutlicht sie Fakten, schafft Übersichtlichkeit durch Strukturierung und bietet durch ungewohntes Design einen neuen Blick auf den Gegenstand der Betrachtung.

„Visual Storytelling“: Welches Symbol und welche Geschichte für welchen Inhalt?

Für die Vermittlung von Fakten über Bilder ist der Begriff des „Visual Storytelling“ relevant geworden, also „Visuelles/Grafisches Geschichtenerzählen“, das einem spröden Thema einen gestalterischen Rahmen, eine neue Dramaturgie und eine andere Perspektive gibt. Manchmal werden in vielen Bildern tatsächlich kleine Geschichten erzählt, als wäre die Infografik ein Comic. Manchmal geht es aber auch nur darum, ein gefälliges grundlegendes Bild für den Inhalt zu finden, das ihn symbolisch auflädt und damit emotionalisiert.

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Quelle: Become Career

Was macht eine gute Infografik aus?

Die Infografik verdichtet Inhalte. Anstatt einen Text mit 19 Absätzen oder 19 Spiegelstrichen zu liefern oder eine vergleichsweise langweilige Tabelle mit 19 Zeilen und vielen Spalten werden Diagramme, Grafiken und Illustrationen zur Visualisierung des Themas genutzt.

„Visual Storytelling“ ist genau das: Es fängt bei einfachen Schaubildern damit an, dass man sich eine Metapher also ein übergeordnetes Bild für den Inhalt sucht. Wenn dieses Bild bereits in sich grafisch strukturierende Elemente trägt – wie hier Ziffernblatt und Zeiger – um so besser.

Auch eine Bildgeschichte oder eine Sammlung von grafischen Symbolen kann eine kleine Geschichte erzählen und den Sehenden im ersten Kontakt mit der Infografik interessieren oder fesseln.

Dabei kommt der Infografik zugute, dass visuelle Informationen sich besser erschließen und besser verarbeitet und damit gemerkt werden können als das alternative rein Schriftliche, gerade dann, je mehr es den Sachverhalt übergeordnet und abstrakt darstellt.

Checkliste zur Erstellung eigener Infografiken

Wir haben euch in einer übersichtlichen Infografik, die wichtigsten Punkte zusammengefasst, die man bei der Erstellung von Infografiken beachten sollte. Außerdem könnt ihr die Checkliste für Infografiken als pdf-Dokument herunterladen und habt sie so immer griffbereit.

Download der Checkliste

Checkliste zur Erstellung von Infografiken


3 Antworten zu “Infografiken und „Visual Storytelling“ im Web”

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