Adobe Creative Cloud 2014 macht mobil

21.10.14, 13:50

Engere Integration von Mobile, Desktop und Cloud

Adobe bringt in 2014 das erste große Komplettupdate für die Desktopprogramme seiner Creative Cloud, bietet aber darüber hinaus Interessantes zunächst für das iPad und das iPhone. Dabei sind nicht nur neue Apps mit im Programm, sondern Adobe hatte bereits Ink & Slide vorgestellt, seine erste Hardwarelösung, und ist außerdem dabei, Photoshop auf Google’s Chromebooks zu portieren.

Adobe Ink & Slide auf dem iPad

Oben: Mobil-Grafik-Lösung Adobe Ink & Slide auf dem iPad.

Hand in Hand von Mobile, Desktop und Cloud

Die Ausrichtung der Strategie insgesamt wird klar: Kleinere, meist vorbereitende Arbeiten kann man mobil erledigen und das qualifizierter als vorher, Ausführung und Verfeinerung werden weiterhin unter Übernahme der mobilen Daten am Desktop-PC erfolgen. Dafür notwendig sind problemlose Datenportierung, eine Cloud und bessere Usability der mobilen Software. Was Adobe grundlegend im Gepäck für Creative-Cloud-Abonnenten hat, sind 20 GB Speicher in der Cloud, Anschluss an Behance (das Adobe-eigene Kreativ-Netzwerk) und außerdem erhält jeder Nutzer ein „Creative Profile“ als Synchronisationsaccount. Dabei arbeitet der Anwender auf den mobilen Geräten zügig mit niedrig aufgelösten Daten, die datenintensive Berechnung erfolgt in der Cloud. So werden die Mobil-Prozessoren nicht belastet und der User hat geringe Wartezeiten. Das zumindest verspricht Adobe.

Renovierung in Adobe’s Creative Cloud: der übergreifende Workflow

Insgesamt verspricht Adobe Hunderte von Neuerungen, die aber jeweils nicht mehr als kleine Verbesserungen und Renovierungen der großen Programme sind. Der Wert des aktuellen Updates liegt dann eher in der Gesamtsumme vieler kleiner Verbesserungen und dem verbesserten Workflow zwischen Mobil und Desktop. Eigentlich schreit dieser neue Leistungsumfang auch nach neuen, größeren Tablets. Man wird sehen, was sich da in der Folgezeit tun wird.

Ink & Slide in der Anwendung

Oben: Ink & Slide in der Anwendung. Adobes Mobile-Apps korrespondieren nun qualifizierter mit der Desktop-Welt.

Erweiterte Preisgestaltung und veränderte Lizenzen für End-Anwender

Es gibt auch eine neue erweiterte Preisgestaltung mit Lizenzmodell, unter anderem sind Photoshop und Lightroom im Abo-Bundle nun mit 12,29 Euro monatlich günstig, und das nicht nur für bestehende Kunden, sondern für jeden. Adobe rückt vom personenbezogenen ID-basierten Abrechnung ab und stellt nun um auf die Creative-Cloud pro Rechner. Bildungseinrichtungen wird das freuen, weil nun viele Schüler zum Beispiel einen Rechner nutzen können. Was die anderen Kunden dazu sagen, ist die Frage.

Mit dem Open-Source „Creative SDK“ Input für Entwickler

Das „Creative SDK“ (das Software Development Kit) wird Entwicklern als Open-Source-Software zur Verfügung gestellt. Das wird den Endanwender insofern interessieren, als sich Adobe damit externen Programmierern mehr öffnet und dadurch neue Lösungen und Softwareindividualisierungen möglich werden.

Korrespondenz von Mobile-App und Desktopprogrammen

Bezüglich seiner Apps geht Adobe weiterhin den Weg, dass bestimme Anwendungen kompatibel gleich mit mehreren Adobe-Desktop-Programmen sind: Die „Mutter“-Programme Photoshop und Illustrator arbeiten beide mit den mobilen Apps Brush (für die Gestaltung von Pinseln), Shape (für Linien und Formen), Color (für die Erstellung von Farbpaletten), Illustrator Draw (für das vektororientierte Skizzieren) und Illustrator Line (für das präzise Vektorzeichnen) zusammen.

Ein weiteres Zusammenrücken der einzelnen Programme in der Creative-Cloud

Die Creative Cloud soll mehr und mehr zu einer leistungsfähigen Gesamt-Suite verschmelzen, in der jedes Programm von den anderen profitieren kann. Ein Mittel dazu sind die neuen „Creative Cloud Libraries“. Das sind neu strukturierte Bibliotheken in der Cloud, die Ordnung in den Designeralltag bringen. Man kann projektbezogenen Bibliotheken aus allen Adobeprogrammen Elemente wie Illustrationen, Bilder oder auch Textstile hinzufügen und sie so allen anderen stationären oder mobilen Programmen zugänglich machen. Der unsichtbare Dritte neben mobilen Geräten und Desktopgeräten ist dabei zunehmend das Internet. Ohne die Cloudanbindung wären zahlreiche komfortable Features wie anderswo auch nicht mehr denkbar.

Linien zusammenführen

Oben: Linien zusammenführen ist so einfach wie es hier aussieht.

Die neuesten Adobe-Apps

Auch ein Bereich, der im mobilen Sektor bisher nicht üppig vertreten ist – die Vektorgrafik mit Adobe Illustrator – erhält nun neue mobile Impulse. Die neuen Apps für iOS heißen:
Adobe Sketch, Adobe Illustrator Line und für Bildbearbeitung Adobe Photoshop Mix.

Mobile-App “Photoshop Mix”: Ein kleines Photoshop mit reduzierten Funktionen

„Photoshop Mix“ ist eine vereinfachte Bildbearbeitung mit Filtern und Effekten. Über die neue Cut-Out-Funktion, die auf Desktopgeräten funktionaler ist, kann man Bildbereiche tilgen und der Hintergrund wird automatisch ersetzt. Man sieht hier, die Apps bleiben die kleinen Helferlein ihrer großen Desktopbrüder. Adobe wird ein Heer von Designern im Hinterkopf haben, die anstatt Stift und Papier ihr iPad in die Hand nehmen und dort ein grafisches Grundkonzept festlegen, das sie später am „großen“ Programm ausarbeiten – ideal auch für Art Directoren in Agenturen, die Konzepte ausarbeiten wollen.

Mobile-App „Adobe Illustrator Line“: Vektorgrafik für das iPad

„Adobe Illustrator Line“ ist für die Hardwarelösung „Ink & Slide“ erschienen, die auf dem Apple iPad basiert und aus dem Stift „Ink“ und dem intelligenten Lineal „Slide“ besteht, das man auf den Bildschirm legen kann, der es via Bluetooth erkennt. Damit kann man nicht nur gerade Linien und Kurven zeichnen, sondern auch die ClipArts „Shape Packs“ aufrufen und für die Entwürfe nutzen, z. B. aus den Bereichen „Möbel“, „Mode“ oder „geometrische Formen“. Mit „Line“ kann man technisch zeichnen, auch in der Perspektive und mittels eines Perspektivrasters. Man kann Elemente akkurat anordnen und all das mit der Leichtigkeit der Mobilität.

Mobile-App „Adobe Photoshop Sketch“: zum mobilen Skizzieren und Entwerfen

Das Gegenstück zur mobilen „Line“-App ist „Adobe Photoshop Sketch“, ein Tool, mit dem man freier Zeichnen und Malen kann, mit anpassbaren und modifizierbaren Pinseln und Zeichenwerkzeugen, die natürliche Zeichenstriche simulieren, so wie man das von Photoshop kennt. Auch „Sketch“ ist Bestandteil des „Ink & Slide“-Gesamtpaketes.

Fonteinbindung über Adobe-Typekit

Oben: Ist eine Schrift in einem Dokument nicht vorhanden, kann sie komfortabel über Adobe-Typekit aus dem Web geladen werden.

Neuerungen in Adobe Photoshop CC

  • Das ohnehin beeindruckende Content-Aware-Fill-Tool wurde weiter verbessert. Wenn man ein Element aus einem Hintergrund löscht und der Hintergrund dort ergänzt wird, werden nun Farbunterschiede genauer erkannt, sodass die Füllung differenzierter erfolgen kann.
  • Außerdem wurden zwei Unschärfefilter ergänzt und es gibt verbesserte Focusmasken.
  • Die Anbindung an Typekit ist fortgeschritten, fehlende Schriften können webbasiert geladen werden.
  • Hilfslinienmanagement, 3D-Druck, PDF mit 3D-Objekten oder der SVG-Export wurden verbessert.
  • Neuerungen in Adobe Illustrator CC

  • Illustrator unterstützt mit seinem sogenannten „Touch“-Arbeitsbereich, den man extra anwählen kann, Windows 8-Tablets. Damit kann man Werkzeuge zum Zeichnen und Arbeiten wie modifizierbare Kurvenlineale oder Steuerelemente mit drucksensitiven Stiften und Multitouch-Gesten nutzen.
  • Für das Zeichnen von Kurven gibt es das neue Krümmungswerkzeug, bei dem man Punkte zeichnet, denen sich die Kurve dynamisch-interaktv anpasst.
  • Das Zusammenfügen-Werkzeug fügt einfacher als früher entweder geöffnete oder sich berührende Pfade zusammen, ohne die ursprüngliche Kurve und ihren Verlauf zu ändern.
  • Über eine automatische Rahmengröße für Text passt sich der Text dem Rahmen an und vermeidet damit versteckten Überlauftext.
  • Neuerungen in Adobe InDesign CC

  • Das Bearbeiten von Tabellen in InDesign wurde von Adobe vereinfacht, nun ist es möglich, einzelne Bereiche, wie Spalten oder Zeilen per Drag&Drop zu schieben.
  • Wie beim letzten Update wurde auch wieder der Bereich „EPUB“ erweitert. Unter anderem können EPUB-Inhalte nun multimedial aufgepeppt werden, neben Hyperlinks und Schaltflächen kann man Animationen und Diashows einbinden.
  • Fazit: Das Zeitalter des standortunabhängigen Arbeitens

    Betrachtet man die Evolution der Technologien im Medien-Design und Kommunikations-Design, sieht man: Standortunabhängiges Arbeiten über Tablets, Apps und Clouddienste wird zunehmend wichtiger, obwohl es manch eine Hürde zu nehmen gibt, die vor allem in der Bildschirmgröße der bisherigen mobilen Gadgets begründet liegt. Es stellt sich die Frage, wer was an welchem Gadget gerne entwirft, zeichnet, retuschiert oder auf verschiedene Ebenen bringt und wie sehr diese digitalen, vorbereitenden Arbeiten fester Bestandteil von Workflows werden, zumal auf dem noch mal kleineren Bildschirm des iPhones. Adobe konzentriert sich mobil stark auf die Apple-iOS-Welt, weil dort noch der Großteil der professionellen Nutzer aktiv ist. So gibt es die Neuerungen ausschließlich für iPad und iPhone auch wenn bisherige Apps wie die Photoshop-Apps wie Photoshop Express oder Photoshop Touch auch für Android verfügbar sind. In einer ersten Testversion ist Adobe neben der Anpassung für Windows8 außerdem gerade dabei, Photoshop auf Google’s Web-Betriebssystem „Chrome“ und seinen „Chromebooks“ zu portieren. Es bleibt abzuwarten, wie schnell sich Adobe in Gänze für Android öffnet.

    Copyright für alle Abbildungen: Adobe.

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