Apple will FBI nicht bei Entschlüsselung von Attentäter-iPhone helfen

17.02.16, 12:13

Revision

Apple soll laut einem Gericht den US-Sicherheitsbehörden helfen, das iPhone des San-Bernardino-Attentäters zu entschlüsseln. Der Tech-Konzern will aber in Revision gehen.

Apple will FBI nicht bei Entschlüsselung von Attentäter-iPhone helfen

(Quelle: shutterstock.com/Twin Design)

Ein Gericht in Los Angeles hat Apple dazu verurteilt, dem FBI bei der Entschlüsselung eines iPhone 5c zu helfen. Das Smartphone wurde beim Attentäter Syed Farook gefunden, der im Dezember mit seiner Frau Tashfeen Malik in San Bernardino 14 Menschen erschossen hatte. Die beiden Attentäter wurden getötet. Das FBI scheiterte bisher an den Versuchen, das iPhone selbst zu entschlüsseln. Wie Apple-CEO Tim Cook jetzt jedoch bestätigte, will der Konzern in Revision gehen. Der Anordnung des Gerichts nachzukommen würde „die Sicherheit unserer Kunden gefährden“, so Cook.

Das Urteil gilt jedoch explizit nur für dieses Telefon und ist keine allgemeine Verordnung für Tech-Konzerne, Behörden bei der Entschlüsselung von IT-Produkten zu unterstützen. Apple muss laut Gericht dem FBI dabei helfen, Zugriff auf die auf dem Telefon befindlichen Daten zu erhalten.

Richter verlangt drei Maßnahmen von Apple

Der Richter hat dabei drei Maßnahmen angeordnet. Zum einen muss die automatische Lösch-Funktion deaktiviert werden, egal ob sie auf dem iPhone aktiviert ist oder nicht. Dieser Mechanismus greift dann, wenn das Passwort mehrmals hintereinander falsch eingegeben wird. Anscheinend weiß das FBI nicht, ob die Funktion eingestellt ist oder nicht. Außerdem muss Apple dem FBI ermöglichen, Test-Passwörter einzugeben. Und drittens soll Apple die Funktion umgehen, die bei mehrmaliger falscher Passworteingabe einen erneuten Versuch der Eingabe verzögert. Gibt man das Passwort wiederholt falsch ein, wird das Telefon für eine gewisse Zeit gesperrt. Je öfter die falsche Eingabe erfolgt, desto länger ist das Gerät gesperrt.

Apple soll dem FBI Software zur Verfügung stellen, mit der die Maßnahmen erfüllt werden können. Allerdings soll diese so programmiert werden, dass sie nur auf diesem einen iPhone läuft. Mit der Software wären die Behörden in der Lage, über einen Computer tausende Passwörter in Sekunden zu testen.

Wie Cook jetzt aber in einem offenen Brief an die Apple-Kunden erklärt, wird das Unternehmen den Anordnungen des Gerichts nicht nachkommen. Die geforderte Software sei etwas, was Apple nicht besitze und etwas, das zu gefährlich wäre zu entwickeln. „Sie haben uns gefragt, eine Hintertür für das iPhone zu bauen“, so Cook. In den falschen Händen hätte diese bisher nicht existierende Software das Potenzial, jedes iPhone zu entsperren über das man physische Gewalt hat.

Wird ein gefährlicher Präzedenz-Fall geschaffen?

Cook zweifelt außerdem an, dass die Software wirklich nur für dieses eine Telefon verwendet wird. Eine solche Kontrolle zu garantieren sei schlichtweg nicht möglich. Außerdem befürchtet der Apple-Chef, dass so ein „gefährlicher Präzedenz-Fall“ geschaffen wird. Denn die Behörden berufen sich auf den All Writs Act. Das weit gefasste 1789 festgeschriebene Gesetz erlaubt einem Gericht, einer Person oder einem Unternehmen etwas anzuordnen. Die Regierung könne diesen „Privatsphäre-Bruch“ erweitern und so von Apple verlangen, Überwachungs-Software zu bauen um alle Daten auf iPhones abzufangen.

Was genau das Anliegen der Regierung ist, ist unklar. Vor dem Hintergrund der aktuellen „Going Dark“-Debatte in den USA ist es allerdings nicht unwahrscheinlich, dass das FBI nur nach einer Ausrede für eine Hintertür in der Verschlüsselung sucht. Aufgrund vermehrter Verbreitung von verschlüsselter Hard- und Software haben US-Sicherheitsbehörden Angst, Kommunikation nicht mehr ausreichend abfangen zu können und sehen so eine Gefährdung der nationalen Sicherheit. FBI-Direktor James Comey fordert ein nationales Gesetz, das den Einbau von Hintertüren zur behördlichen Überwachung in Verschlüsselungsprodukte vorschreibt. Zwei aktuelle Harvard-Studien belegen allerdings, dass dies weder zielführend noch notwendig ist.

Apple hatte rund eineinhalb Jahre nach den Enthüllungen von Edward Snowden als erster US-Tech-Konzern mit dem Update auf iOS8 eine Verschlüsselung in seine mobilen Geräte eingebaut.

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