Im Interview: Sarah Lüder

03.05.10, 10:50

Ein Gespräch mit der jungen Frau aus dem Ruhrgebiet, die sich mit Leidenschaft der „fotografischen Kunst“ widmet

Bilderrechte: Sarah Lüder

„Die Sonne im Herzen und das Herz auf der Zunge“: Mit dieser Philosophie ist die freie Medien- und Printdesignerin Sarah Lüder (24) seit sechs Jahren in ihrer großen Passion tätig: Die fotografische Kunst! Wir sprachen mit der außergewöhnlichen Künstlerin über ihr vielfältiges Schaffen.

Wonach suchen Sie Ihre Modelle aus?
Ich glaube ich benutze nicht das Wort „suchen“ dafür. Ich sehe! Und ich sehe in den Menschen das Besondere: Innere Schönheit, Charisma, eine natürliche, aber fesselnde Ausstrahlung. Die Menschen, die sich wohl fühlen und voller Lebensfreude stecken, ziehen mich in ihren Bann und begeistern mich für meine Arbeit.

Was tun Sie, um aus Ihrem Modell „das Beste“, „das gewisse Etwas“, das viele erst auf den zweiten Blick sehen, herauszuholen?
Das kann ich nur schwer in Worte fassen. Sehen und fühlen! Sich selbst, sowie den Menschen öffnen und für die Schönheit dieser Welt sensibilisieren. Momentaufnahmen. Im Einklang mit Körper und Seele stimmt dann auch einfach die Ausstrahlung.

Welche Wünsche dürfen Ihre Modelle bei den Fotografien äußern?
Wenn ich mit einem Menschen zusammenarbeite, habe ich vorher schon eine genaue Vorstellung von dem, was ich mit diesem Menschen auf meinen Fotos erzählen will. Bisher stieß ich damit immer auf positive Resonanz. Wie sich ein Shooting letzten Endes entwickelt, lässt sich bei mir aber nicht von vornherein bestimmen. Ich halte es auch für falsch, alles bis ins Letzte zu planen und mit dem Tunnelblick nur diese Idee zu verfolgen. Deswegen bin ich sehr offen gegenüber den Wünschen anderer und binde diese auch gerne ins Shooting ein – wenn sie nicht absehbar in einem ästhetischen Desaster enden.

Wie drücken Sie „Zauber“ in Ihren Fotos aus?
Der Zauber meiner Fotos kommt aus den Menschen selbst und den kleinen Geschichten, die ich mit ihnen am Set inszeniere. Mir ist wichtig, dass die Menschen, die ich fotografiere, sich wohl fühlen und sich völlig auf meine unbeschwerte Art einlassen können. Im Mix mit cooler Location, gutem Wetter und kleinen Quatschpausen mit Essen und Getränken ergibt sich dann das Eine aus dem Anderen. Ein anderer Punkt ist sicherlich die nachträgliche Bearbeitung am Computer. Damit bringe ich zusätzlich Stimmung und Ausdruck in meine Arbeiten. Hierbei bewege ich mich dann auch gerne im Bereich von Traum und Wunsch, Liebe, Lebensfreude, Geborgenheit und allen anderen schönen Eigenschaften, die das Leben zu bieten hat.

Wie definieren Sie „fotografische Kunst“?
Ich bin Designerin und Künstlerin. Unter dem Wort „fotografische Kunst“ verstehe ich das Resultat aus meiner Art der Fotografie und der nachträglichen Bearbeitung des künstlerischen Gesamtwerks. Die Synergie aus Festhalten und Verändern.

Worum geht es bei Ihrer Ausstellung „Zellenwahnsinn“?
Im Wesentlichen geht es darum, eine lustige Art von Wahnsinn in einen rund 1×1 Meter öffentlichen Raum zu zwängen, dessen Nutzen im Zeitalter des Mobiltelefons rapide abgenommen hat. Die Telefonzelle als Ort der Selbstinszenierung; als ein Ort, an dem alle Regeln beiseite gelegt werden können, aber nicht müssen.

Viele Telefonzellen sind von Vandalismus betroffen.
Den allgegenwärtigen Vandalismus beziehe ich in die Inszenierung mit ein. Im selben Maße, wie gelangweilte oder frustrierte Spinner öffentliches Gut beschädigen, beeinflussen sie den Rahmen, in dem der Zellenwahnsinn sich austobt: Jede Telefonzelle ist anders, mal mit Graffiti und mal mit Kratzern an den Scheiben verunziert. Eins bleibt jedoch immer gleich: Es kommen nur die guten alten gelben Telefonzellen der Post in Frage. Diese haben das, was ich als Rahmen für meine Arbeiten benötige. Diesen gewissen Charme. Geschichten!

Sie nehmen damit auch an einem Wettbewerb teil.
Richtig: Das Projekt stellt sich derzeit der Wahl zum „Unprojekt2010“ und bis jetzt läuft es gut. Jede Stimme, die auf http://www.unprojekte2010.de/index.php?id=voting für den „Telefonzellenwahnsinn“ abgegeben wird, bringt mich einer großen Ausstellung im Rahmen der offiziell inoffiziellen Unprojekte der Kulturhauptstadt 2010 etwas näher. Was mich sehr freuen würde, also bitte abstimmen!

Mit welchen Partnern arbeiteten Sie bisher zusammen?
Partner in diesem Sinne gibt es keine. Ich arbeite mit und für kleinere Firmen, Privatpersonen, Kommilitonen, für mich und für die Entfaltung eines „alltagbegleitenden Zaubers“. Es gibt so viele wundervolle Details zu entdecken, so viel zu erleben, wenn man nur mit offenen Augen durchs Leben geht. Denn das Leben ist schön und man sollte sich nicht den kleinen Dinge verschließen, sondern sie spüren und sich an ihnen erfreuen.

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