Wie Mathematik und Design gestalterisch Hand in Hand arbeiten
Sicherheitsmerkmal „Guilloche“-Ornament
Für die Gestaltung von Wertpapieren oder Geldscheinen bestand seit jeher die Notwendigkeit, dass sie vor Fälschung gesichert werden mussten. Heute sind es Verfahren wie OVI (von Optically Variable Ink), das sich einer Farbe bedient, die sich blickwinkelabhängig verändert. Das dem Hologramm verwandte Kinegramm ist eine andere technische Möglichkeit, wertige Drucksachen zu sichern: Es gibt auf seiner silbrigen Folie blickwinkelabhängig kurze Bewegungs-Abläufe wieder. Das traditionelle noch heute eingesetzte Verfahren ist aber die Guilloche, bei der ein unverwechselbares Linienmuster gestaltet und herkömmlich gedruckt wird.
Symmetrie und Asymmetrie bei Wertpapiermustern
Eine Guilloche ist ein komplexes Muster, das in vergangenen Zeiten schon rein technisch schwer herzustellen und deshalb auch nicht vollständig nachzuahmen war. Dabei bilden in sich verschlungene kreisförmige Linien ornamentale Muster, die in ihrer Binnenstruktur in der Regel asymmetrisch sind, damit sie schlechter nachzuahmen sind. Doch auch Musterwiederholungen, einfache Symmetrien oder Multisymmetrien können genutzt werden. Mehrfachsymmetrien können um so mehr zum Einsatz kommen, je größer die zu gestaltende Fläche ist und die Durchgängigkeit und Homogenität der Gesamtstruktur wichtig wird. Der gewöhnungsbedürftige Begriff „Guilloche“ ist vom französischen Gravierhandwerkszeug abgeleitet, mit dem der Graveur seinerzeit die Muster in Metall geschnitten hatte.
Guilloche-Design-Software für symmetrische Strukturen
Softwarelösungen machen es aber inzwischen sehr einfach, Guilloche-Muster zu entwerfen. Sie erzeugen sowohl Kurven als auch Graden und arbeiten überwiegend mit komplexen symmetrischen Mustern oder ornamentalen Rosettenstrukturen. Wer es asymmetrischer möchte, greift zu leistungsfähigerer Software oder legt selbst Hand an, indem er zum Beispiel in Adobe Illustrator über die „Angleichung“-Werkzeuge nicht automatisierte Muster generiert, sondern höchst individuelle.
Export-Datenformate machen den Unterschied bei der Mustererzeugung
Es gibt zahlreiche kostenlose oder kostenpflichtige Guilloche-Generatoren, bei denen die Unterschiede vor allem in der hochwertigen Exportfähigkeit liegen. Nicht jeder exportiert hochaufgelöste Tiffs, PNGs, JPGs oder gar .eps- oder .svg-Dateien. Manchmal geht der Weg nur über einen Druckexport in eine .pdf-Datei, die wiederum in einem Grafikprogramm geöffnet werden kann. Am besten in Adobe Illustrator, sodass sich die Guilloche dort sogar als auflösungsunabhängige Vektorgrafik weiter bearbeiten lässt.
Unterschiede im Handling bei den Guilloche-Linienmuster-Generatoren
Überhaupt war und ist es in vektorbasierten Grafikprogrammen wie Macromedia Freehand (das hier und da noch eingesetzt wird, obwohl es schon lange vom Markt verschwunden ist) oder Adobe Illustrator möglich, über das Angleichen verschieden gebogener Linien oder von Kreiselementen über Zwischenstufen, die das Programm errechnet, Guilloche-Muster herzustellen. Professionelle Guilloche-Software ist einfacher im Handling, zum Beispiel wenn es darum geht, Muster in Formen zu legen und bietet eine detaillierte nummerische Kontrolle bzw. zahlreiche Schieberegler, mit denen sich Kurven und Rundungen exakt ausrichten und beeinflussen lassen.
Symmetrien, Mandalas und der Spirograph: Vorläufer und Weggefährten der Guilloche
Das gestalterische Empfinden, das für das Design einer Guilloche nötig ist, wird mitunter schon früh geschult: Wer das Zeichenspielzeug Spirograph kennt, mit dem man ineinander befindliche Ellipsen und Kreise zeichnen kann, hat schon das richtige Gefühl in den Fingern. Auch Mandalas, die in unserem Kulturkreis von Kindern farbig ausgemalt werden, nutzen gestalterische Symmetrien und Asymmetrien bzw. Musterwiederholungen. Letztlich basieren die verschlungenen Kurven und Kreiselemente der Guilloche auf Mathematik, und deshalb lassen sie sich auch so einfach softwaregestützt erzeugen und verändern. Der Spirograph z.B. erzeugt seine Ornament-Muster auf der Basis der einfachen mathematischen Zykloide, und die floralen Elemente eines Mandalas können durch einen Epizykloiden beschrieben werden. Und selbst in der wissenschaftlich basierten Action-Serie „Numbers“ kann man (in der Folge 7 der ersten Staffel, Titel: „Blütenzauber“) miterleben, wie wichtig Muster auf Geldscheinen sind. Letztlich hat schon jeder einmal durch ein Kaleidoskop geschaut oder eine Kaleidoskop-App auf seinem Smartphone oder Tablet spielerisch genutzt und dabei ähnliche Prinzipien angewendet, wie sie der Guilloche-Designer nutzt.
Links: Eine Guilloche in Vectorizer per Schieberegler erzeugt.
Rechts: Die Vectorizer-Grafik wurde im .svg-Format abgespeichert und in Adobe Illustrator geöffnet. Jede einzelne Linie ließe sich hier noch bearbeiten und verändern.
Interessante und professionelle Guilloche-Generatoren
Beim Radial Caleidoskop lassen sich eigene Bilder hochladen und zu kaleidoskopartigen Bildstrukturen verschränken. Lädt man hier anstatt eines Fotos Abbildungen von gekrümmten Linien hoch, lässt sich so indirekt wieder ein Guilloche-Muster erzeugen. Die Software ist auch als Pixel-Bender-Extension angelegt und macht sie verfügbar für After Effects oder Flash. Einer der bekanntesten Guilloche-Generatoren kommt von Subblue, die Grafiken sind allerdings online größeneingeschränkt und lassen sich nur als .jpg abspeichern. Professionelle Softwarepakete wären zum Beispiel Excentro oder Cerberus. In SecuriDesign als Erweiterung für Corel Draw tritt die Mathematik, die sich hinter den Designs verbirgt, am klarsten hervor. Interessant ist auch der Vectorizer, mit dem man online Guilloches designen und als .png oder .svg abspeichern kann. SVGs lassen sich in Adobe Illustrator als Vektorgrafiken öffnen und weiterbearbeiten. Wer genaueres wissen möchte, findet hier oder hier eine Übersicht sowie weitere Beispiele und Tutorials.
So sieht die einfachste Konstruktionsstufe eines Guilloche-Grafik-Elementes aus. Diese Grafik und die nun folgenden sind mit der Guilloche-Software von Subblue erstellt worden.
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