Mehrfarbigkeit und Fonteffekte mit Schriftüberlagerungen

03.12.13, 10:03

Layerfonts als Designtrend

Schriften sind meist einfarbig und in der überwiegenden Anzahl der Fälle sogar einfach nur Schwarz. Dabei hat man schon Mitte des 19. Jahrhunderts mit Mehrfarben-Schriften gearbeitet. Dieser farbige Schrifteinsatz bezieht sich auf Headline-Schriften und Display-Schriften, denen meist außen und innen liegende Schatten oder Konturen hinzugefügt wurden.

Mehr Möglichkeiten bei der typografischen Gestaltung

Seit es in vektororientierten Programmen wie Adobe Illustrator oder Corel Draw möglich wurde, Schriften in ihre Außenkonturen, das heißt in ihre Vektoren bzw., Zeichenwege umzuwandeln, wurden aus Schrifttypen Formen, die mit Verläufen, Mustern oder Fotos füllen konnte und denen man Outlines zuweisen konnte. In aktuelleren Softwareversionen konnten Schlagschatten und Körperschatten hinzugefügt werden, außerdem Spiegelungen. All dies ist in pixelbasierten Bildverarbeitungsprogrammen wie Photoshop auch längst möglich. Allerdings erforderte dies oft viel Zeitaufwand.

Schriftmenü von Adobe InDesign

Die Beispielschrift „Fantaisie“, zu der weiter unten Beispiele zu sehen sind, mit dem Schriftmenü in Adobe InDesign.

Die Arbeit mit Ebenen in Medien-Design-Software

Die Entwicklung der Grafik-Design-Software, ob nun für Bildbearbeitung, typografische Seitengestaltung oder Vektorgrafik ist eng verwoben mit der Arbeit über Ebenen. Ebenen erlauben es, Dokumente zu hierarchisieren, indem der Designer Gruppen von Elementen jeweils auf unterschiedliche Ebenen legt. Dies bringt automatisch, Ordnung, Übersichtlichkeit und damit Schnelligkeit. Nun sind die Ebenen bei den Fonts angekommen, wenn auch in etwas anderer Weise.

Ebenen bieten Kontrolle und Effizienz im Entwurfsprozess

Ebenen haben die Möglichkeiten im Design stark erweitert. In der Bildbearbeitung wird dies in besonderer Weise deutlich, wenn z.B. Filter wie Unschärfen getrennt auf unterschiedliche Ebenen angewendet werden können. Der Kommunikations-Designer erhält durch die Arbeit mit Ebenen mehr Kontrolle über die einzelnen Bestandteile des Entwurfes. So wie man Filter auf Ebenen anwenden kann, kann man ihnen auch Farben zuweisen oder die eine Ebene die andere aussparen lassen.

Layerfonts (Ebenenschriften) für mehr Finesse bei der Headlinegestaltung

Ebenen sind aus dem Kommunikations-Design nicht mehr wegzudenken, haben Einzug auch in das Motion-Design beim Film gehalten und sind inzwischen ein Typografie-Trendthema geworden. Unterschiedliche Teile einer Schrift z.B. getrennt einzufärben ist nicht neu. Aber erst die ausgehenden 1980er und die 1990er Jahre mit ihrer Experimentierfreude in allen Design-Disziplinen haben neuartige Fonts zutage gefördert, bei denen ein Schriftschnitt den anderen überlagert, sodass sich interessante visuelle Effekte ergeben. Solche Schriften heißen aktuell „Layer-Fonts“, man könnte sie auch „Ebenen-Fonts“ nennen oder z.T. „Schatten-Fonts“, weil es bei einer großen Anzahl solcher Fonts um Hinterlegung oder Farbgestaltung der Schriftschatten geht. Allerdings sind die Konzepte, welcher Gestaltungseffekt sich bei Schriftüberlagerungen ergibt, sehr unterschiedlich.

Schatten, Konturen, Füllungen für eine facettenreichere Typografie

Oft sind neben den Schlagschatten oder Konturen dreidimensionale Darstellungen prägend für die visuelle Wirkung oder Füllungen und raue Überlagerungen. Die Schrift-Branche ist mit dem Thema sehr kreativ umgegangen. So ist zum Beispiel die Handschrift von Literat Franz Kafka digitalisiert worden, und als zusätzliche Font-Zeichen hat man in der Schrift „Mister K“ die Korrekturzeichen des Autos Kafka hinzugenommen, die natürlich in Rot erscheinen sollten.

HTW American Chromatic Set ist eine Schrift, deren Kontur und Schatten man eine getrennte Farbe geben kann.

HTW American Chromatic Set ist eine Schrift, deren Kontur und Schatten man eine getrennte Farbe geben kann. Die Buchstaben lassen sich komplett mit einer anderen Schrift überlagern, der man als Füllung eine weitere Farbe geben kann. Oder es lässt sich eine Füllung zuweisen, die zur Außenkontur einen kleinen Abstand hat. Man kann außerdem eine aufgeraute Füllung wählen und die schwarze Schrift zum Beispiel weiß überlagern lassen oder im oberen und/oder unteren Bereich Sternchen einfügen..

Hier ein Beispiel der Schrift Fantaisie.

Hier ein Beispiel der Schrift Fantaisie. Von oben nach unten die unterschiedlichen Farbebenen. Ganz unten sind sie im Zusammendruck zu sehen. Der Font ist kostenlos downloadbar.

Probe-Schriftzug von Schrift-Designer Lev Berry

Und so sieht ein Probe-Schriftzug von Schrift-Designer Lev Berry gestaltet aus. Eine Kurzbeschreibung im PDF-Format liegt dem Schriftdownload bei.

Font „Identification“ von Rian Hughes

Ein Klassiker moderner Schrift-Experimentierfreude ist der Font „Identification“ von Rian Hughes aus dem Jahre 1993. Eine Übersicht der Layfonts bei FontFont gibt es hier zu sehen.

Piktogramm-Schrift FF Headz

Die 2006 ausgezeichnete Piktogramm-Schrift FF Headz, 2005 von Florian Zietz entwickelt, zeigt die konzeptionellen Möglichkeiten der Layer-Fonts: Hier werden keine Buchstabenteile kombiniert, sondern Gesichtsteile. Der Anwender hat Tausende Kombinationsmöglichkeiten für immer neue Gesichter. Kein Wunder ist der Schriftentwickler doch Illustrator.

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