Druckveredelungen: Sonderfarben und Lacke

23.08.17, 8:11
Von Pantone bis UV-Lack alles, was ihr wissen müsst
Sonderfarben & Lacke in der Druckbranche

Es gibt verschiedene Wege, um Druckprodukte noch hochwertiger zu machen und zu veredeln – zum Beispiel mit Sonderfarben oder Drucklack! In diesem Artikel erfahrt ihr unter anderem mehr zur Bedeutung von HKS- und Pantone-Farbsystemen für Grafiker und Agenturen sowie die vielfältigen Merkmale, Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten von Drucklackierung. Bei print24 stehen euch unterschiedliche Möglichkeiten zum Veredeln von Druckprodukten zur Verfügung! Eine der beliebtesten Veredelungen für Visitenkarten und Flyer ist der UV-Lack.


1. Sonderfarben für mehr Flexibilität und Farbbrillanz

Je nach Anwendungsgebiet kommen verschiedene Farbräume zum Einsatz. Ein Farbraum umfasst eine Menge an Farben, die mittels verschiedener Farbsysteme grafisch als Farbmodell zwei- oder dreidimensional abgebildet werden können. In Bezug auf das Druckgewerbe ist vor allem der CMYK-Farbraum mit den vier Basis-Druckfarben Cyan, Magenta, Yellow und Schwarz von Interesse. Diese vier Druckfarben werden in der Druckbranche auch als Prozessfarben bezeichnet.

Wichtig zu wissen ist außerdem, dass Computermonitore Farben im RGB-Farbraum (Rot, Grün und Blau) anzeigen. Da der Farbumfang der Monitorfarben von dem der Prozessfarben abweicht, kann es zu gravierenden Farbunterschieden vom angezeigten Bild am Monitor und dem gedruckten Bild auf dem Papier kommen. Hat man jedoch eine Farbvorgabe, die exakt umgesetzt werden soll oder einen Farbton, der durch das Mischen der Prozessfarben nicht erreicht werden kann, besteht die Möglichkeit eine 5. Farbe aus verschiedenen Farbfächern auszuwählen. Um dann doch das gewünschte Farbergebnis im Druck zu erzielen, wird der Vierfarbdruck um eine vorgemischte, sogenannte Sonderfarbe ergänzt. Mehr zu den Farbräumen und Ihre Anwendung in der Druckbranche erfahrt ihr außerdem in folgenden Artikeln:


Kombination von Prozessfarben und Sonderfarben

Um bestimmte Druckprodukte hervorzuheben oder diese aus der Masse hervorstechen zu lassen, bietet es sich an, zusätzlich zu den Prozessfarben gewisse Sonderfarben zu verwenden; diese werden oft auch Schmuckfarben, Spotfarben oder Volltonfarben genannt.

Volltonfarben lassen sich im Vierfarbdruck nicht umsetzen; sie werden also zusätzlich hinzugenommen, um den Gamut zu erweitern. Dafür wird ein zusätzliches Druckwerk benötigt und je Sonderfarbe muss ein separater Farbkanal angelegt werden.

Zum Beispiel könnte für eine Broschüre das Unternehmenslogo in einer Volltonfarbe gedruckt werden und der Rest mit normalen Prozessfarben. Mehr dazu erfahrt ihr im Abschnitt zur Anwendung von Sonderfarben.

Zur Veranschaulichung von Sonderfarben werden Schmuckfarbenpaletten, bzw. Farbfächer von HKS oder Pantone-Fächer verwendet. Diese beiden Color-Matching-Systeme wollen wir euch hier ein wenig genauer vorstellen.

Pantone-Fächer und HKS-Fächer

Pantone-Fächer und HKS-Fächer

Pantone – das international bekannte Farbsystem

Das Pantone Matching System, kurz PMS, wurde 1963 von dem amerikanischen Unternehmen Pantone LLC entwickelt und ist in der Druckbranche von großer Bedeutung. Pantone ist im Gegensatz zu HKS auch international weit verbreitet und umfasst mehr als 1.700 Sonderfarben.

Das Pantone-System beruht auf einer Auswahl von lediglich 18 Basisfarben, die in unterschiedlichen Anteilen gemischt werden, um die Sonderfarben dieses Systems darzustellen. Dabei ist auch die Papiersorte ausschlaggebend; so gibt es unterschiedliche Farbfächer für glänzend beschichtetes (coated), unbeschichtetes (uncoated) und matt beschichtetes (matte) Papier.

Da der Farbeindruck abhängig von der Oberflächenbeschaffenheit des Papiers stark abweichen kann, wird eine bestimmte Farbe beim Pantone-System nicht bloß mit Zahlen, sondern zusätzlich einem Buchstabenkürzel für die entsprechende Papiersorte (C = coated, U = uncoated, M = matte) definiert. So kann eine Bezeichnung für ein bestimmtes Blau zum Beispiel so aussehen: PANTONE 2171 C.

Weitere Informationen zum Nummernsystem und zur Farbzusammensetzung von Pantone erhaltet ihr außerdem in unserem Artikel zur Systematik der Pantone-Farben. Wir haben euch hier eine Sammlung von praktischen Tipps zum Einsatz von Pantonefarben zusammengestellt.

Mögliche Sonderfarben bei print24

Bei vielen Produkten sind bestimmte Sonderfarben von HKS und Pantone verfügbar.
Hier ist eine Auflistung:

Übersicht der HKS-Sonderfarben bei print24

HKS-Farben bei print24

Übersicht der Pantone-Sonderfarben bei print24

Pantone-Farben bei print24

HKS – der Zusammenschluss dreier Farbenhersteller

HKS (Hostmann-Steinberg Druckfarben, Kast + Ehinger Druckfarben und H. Schmincke & Co.) ist vor allem in Deutschland bekannt und gebräuchlich. Die Farben werden von diesem Verband seit 1968 definiert und umfassen derzeit insgesamt 3520 Volltonfarben.

HKS bietet zum Beispiel Farbfächer für verschiedene Papiersorten; so sind es beim HKS Farbfächer N 88 Basisfarben auf Naturpapier. Außerdem gibt es noch HKS K für Kunstdruckpapier (gestrichenes Papier), HKS Ek für den Endlosdruck auf Kunstdruckpapier sowie HKS Z für Zeitungspapier. Auf der offiziellen Website von HKS findet ihr alle möglichen Farbfächer und weitere Produkte für Designer und Kreative.

Weitere Informationen zu HKS-Druckfarben (sowie den RAL-Farben, die in Deutschland überwiegend in der Industrie, Architektur und Fahrzeugbeschriftung üblich sind,) lest ihr in unserem Beitrag zur Farbsystematik von HKS- und RAL-Farben.

Weitere besondere Schmuckfarben

Gold und Silber

Für Druckprodukte, die besonders edel wirken sollen, sind auch Schmuckfarben in Gold und Silber sehr beliebt. Diese werden üblicherweise mit Pantone-Druckfarben umgesetzt, sind aber heutzutage ebenfalls im Digitaldruck als Sonderfarbe möglich. Bei print24 verwenden wir für die Sonderfarbe Gold Pantone 871 und für Silber Pantone 877.

Sparsam eingesetzt können mit Gold- und Silberfarben hochwertige Akzente gesetzt werden. Zum Beispiel werden bei Einladungskarten oder Klappkarten die goldenen oder silbernen Elemente wie Schriftzüge oder Logos zu extravaganten Hinguckern, die sich ideal für Hochzeiten oder andere Veranstaltungen eignen.

Visitenkarten mit Golddruck

Visitenkarten mit Golddruck

Etiketten mit Weißdruck

Etiketten mit Weißdruck

Weiß

Zudem gibt es die Möglichkeit, Weiß als Sonderfarbe zu drucken. Dies ist sinnvoll bei farbigem Papier oder auch für transparente Aufkleber, die so auf dunklem Untergrund gut sichtbar sind. Wir bieten zum Beispiel den partiellen oder vollflächigen Weißdruck für Etiketten an, mit dem strahlende Farben oder einzelne Highlights auf der transparenten PVC-Folie möglich sind.

Außerdem kann die Sonderfarbe Weiß als Grundierung oder Vorbehandlung genutzt werden und so als Diffuser wirken, der das Licht auffächert und das Motiv heller erscheinen lässt.

Merkmale von Sonderfarben

Sonderfarben unterscheiden sich von den Prozessfarben CMYK und einige Merkmale wollen wir euch hier zeigen. Sonderfarben sind:

  • vorgemischte Farben
  • immer im exakten Farbton, auch auf verschiedenen Bedruckstoffen
  • verwenden einen normierten Farbraum, zum Beispiel HKS oder Pantone
  • nicht nur Buntfarben, sondern auch Effektfarben wie Gold oder Silber

Vor- und Nachteile von Sonderfarben

Der Einsatz von Sonderfarben bietet Vor- und Nachteile, die es vor dem Drucken abzuwägen gilt. Eine Gegenüberstellung dieser macht die Entscheidung einfacher und kann je nach Druckprodukt oder Druckauflage anders ausfallen:

Vorteile Nachteile
sehr großes Farbspektrum oft nur im Offsetdruck wirtschaftlich
ideal für das Corporate Design Mischverhältnisse bei kleineren Farbmengen schwierig
preiswert bei großen Druckmengen nur bedingt im Paperproof darstellbar
kräftige Buntfarben möglich
Neonfarben und Metallicfarben möglich


Anwendungsgebiete von Sonderfarben

Corporate Design

Da bei einem Druck mit HKS-Farben oder Pantone-Farben das Ergebnis immer im exakten Farbton wiedergegeben wird – auch auf verschiedenen Bedruckstoffen –, eignen sie sich vor allem für die Geschäftsausstattung oder das eigene Corporate Design. Das erhöht nicht nur den Wiedererkennungswert, sondern ist auch wichtig, wenn zum Beispiel beim Logo eines Unternehmens sichergestellt werden muss, dass es überall und jederzeit in ein und derselben Farbe zu sehen ist. Diese bedruckstoffunabhängigen Farbtöne sind aber auch vor allem für Grafiker und Agenturen wichtig. Nutzt doch zum Beispiel eine Sonderfarbe für euer Briefpapier.

Verpackungsdruck

In der Hinsicht spielen Sonderfarben auch im Verpackungsdruck eine besondere Rolle. Man denke da zum Beispiel an das bekannte Rot von Coca Cola, das Lila von Milka oder das Grün von Starbucks – wenn ein Firmendesign bereits so bekannt ist, fällt den Kunden bereits eine geringe Farbabweichung auf und kann im schlimmsten Fall sogar für eine Fälschung gehalten werden. Da Prozessfarben unter produktionsbedingten Farbschwankungen leiden können, sind vorgemischte Sonderfarben in solchen Fällen unabdingbar. print24 bietet Verpackungsprodukte auch mit Sonderfarben an; darunter nicht nur Faltschachteln und Steckmappen, sondern zum Beispiel auch Weinflaschenkartons.

Verpackungsdruck mit Sonderfarben

Textildruck

Sonderfarben werden außerdem im Siebdruck für Textilien verwendet, zum Beispiel für T-Shirts, Hoodies oder Taschen. Besonders Neonfarben oder Farben mit Metallic-Effekt eignen sich dabei gut, um Aufmerksamkeit zu erregen und aus der Masse hervorzustechen. Häufig wird hier auf den RAL-Farbraum zurückgegriffen, zum Beispiel für Bundeswehrbekleidung.

Weitere Druckprodukte

Es gibt noch viele weitere Druckprodukte, für die sich Sonderfarben anbieten. Dazu zählen unter anderem Klebefolien für Fahrzeuge, Schilder, Aufkleber und viele mehr! Bei print24 zum Beispiel lassen sich viele Produkte 5-farbig, also mit CMYK und einer Sonderfarbe, oder 2-farbig – Schwarz und eine Sonderfarbe – bestellen, darunter auch Topseller wie Flyer, Postkarten und Broschüren.

TIPPs zur Anwendung von Sonderfarben

  • Möglichst wenig Volltonfarbe verwenden, um hohe Kosten zu vermeiden
  • Nicht auf Monitorfarben verlassen, sondern auf Farbfächer zurückgreifen
  • Abwägen ob Sonderfarbe empfehlenswert oder notwendig ist
  • Druckdaten prüfen, Sonderfarbe entsprechend kennzeichnen
  • Im Zweifelsfall einen Paperproof anfordern oder einen Fachmann befragen


2. Drucklack als besondere Veredelung von Druckprodukten

Mit dem technischen Fortschritt verändern sich im Laufe der Zeit auch die Möglichkeiten der Druckveredelung. Zu den verschiedenen Veredelungsarten bei print24 gehört unter anderem der UV-Lack, bei dem es sich um eine besondere Art der Drucklackierung handelt. Lackierungen im Druck werden einerseits eingesetzt, um die Oberfläche von Drucksachen optisch oder haptisch aufzuwerten und andererseits, um mittels einer zusätzlichen Beschichtung die Oberfläche zu versiegeln und den Bedruckstoff vor Abnutzungserscheinungen zu schützen.

Übersicht Druckveredelungs-Lacke

Hier ein kurzer Blick auf die grundsätzlichen Lackierarten, die in der Druckbranche als Effekt- und Schutzlackierung eingesetzt werden können.

Öldrucklack

Der Öldrucklack lässt sich, aufgrund fehlender Farbpigmente und einer ähnlich geringen Farbdicke wie die reguläre Druckfarbe, im normalen Druckwerk inline verarbeiten. Für Öldrucklacke ist eine vergleichsweise lange Trocknungszeit notwendig. Die Trocknung erfolgt mittels Wegschlagen und Oxidation. Es lassen sich gute Glanz- und Matteffekte erzielen. Der Nachteil an Öldrucklacken ist jedoch, dass ein späteres Vergilben der Druckprodukte möglich ist und obwohl sie mittlerweile ohne Mineralölanteil auskommen, sind sie nicht geeignet für den Lebensmittel-Verpackungsdruck.

Dispersionslack

Dispersionslacke werden häufig auch als Wasserlacke bezeichnet, da sie einen hohen Wasseranteil von ungefähr 50–60 Prozent aufweisen. Die wasserbasierten Lacke werden entweder über ein Lackierwerk mit Zwei-Walzen-System und anschließender Trocknungseinheit oder mit einem Kammerrakel-System übertragen. Der Dispersionslack wird im Offsetdruck, Flexodruck und Tiefdruck angewendet. Der Trocknungsvorgang ist wesentlich kürzer als bei den Öldrucklacken. Die Wasserbasis verdunstet und hinterlässt eine schützende Schutzschicht von etwa 3 µm. Dispersionslacke sind lösemittelfrei, geruchs- sowie geschmacksneutral und schützen das Druckbild vor späteren Vergilbungen.

UV-Lack

Im Offsetdruck, Siebdruck und Flexodruck findet UV-Lack Anwendung als vollflächige oder partielle Lackierung. UV-Lack basiert auf Festkörperteilchen, ist dickschichtig, hoch glänzend oder matt, versiegelt das Papier und schützt die Farben vor dem Verblassen durch Sonneneinstrahlung. Im Siebdruck kann die höchste Glanzwirkung erzielt werden und die Realisierung von Relieflack ist möglich. In diesem Artikel gehen wir außerdem näher auf die Eigenschaften, Merkmale, Einsatzmöglichkeiten und Vorteile und Nachteile von UV-Lack ein.

Drip-Off-Lack

Bei der Drip-Off-Lackierung wird auf einen partiell gedruckten Öldruck-Mattlack ein glänzender Dispersionslack vollflächig aufgetragen. Dieser perlt Aufgrund der verschiedenen Beschaffenheit vom Öldrucklack ab, wodurch die Kontrastwirkung zwischen matten und glänzenden Oberflächenstrukturen entsteht. Diese Kombinationslackierung wird als Inline-Veredelungsverfahren im letzten Druckwerk und zusätzlichem Lackierwerk der Druckmaschine angewendet. Häufig laufen die Druckbögen anschließend durch eine zusätzlich installierte Trocknungseinheit, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen.

Hybridlack

Wie auch die Drip-Off-Lackierung ist die Hybridlackierung eine Kombination aus zwei Lacken. Auch hier bildet ein matter Öldrucklack die Basis. Jedoch wird als glänzender Lack ein UV-Lack auf diesen aufgetragen, um den gewünschten Matt-Glanz-Kontrast zu erreichen.

Vielseitiger Einsatz von Drucklackierung

Typisch für den Einsatz von Drucklacken ist die Veredelung von Flyern, Verpackungen oder Broschüren, um die Oberfläche dieser optisch oder auch haptisch aufzuwerten. Dabei kommen häufig starke und hochwertige Bilderdruckpapiere zum Einsatz. Grundsätzlich unterscheidet man bei Drucklacken in Mattlack und Glanzlack, welche einerseits vollflächig oder aber partiell auf den Bedruckstoff aufgetragen werden können. Je nach Lack ist eine spezielle Ausrüstung und Technologie erforderlich, um mittels einer zusätzlichen Beschichtung die Oberfläche zu versiegeln und den Bedruckstoff vor Abnutzungserscheinungen zu schützen.

Partieller UV-Lack für Visitenkarten Ein typisches Beispiel für den Einsatz von Spotlack bei Visitenkarten | Quelle: GB Design Business Cards

Technologie: Inline- oder Offline-Lackierung?

Das Grundproblem beim Drucken ist die Zeit. Zwar trocknen Druckfarben schnell, aber je nach Luftfeuchtigkeit und Papier kann das dennoch zu lange dauern und somit die Weiterverarbeitung und letzten Endes die Fertigstellung der Drucksache verzögern. Wenn die Farbe noch nicht vollständig getrocknet ist, könnte sich beim Schneiden, Nuten und Heften Farbe von einem Druckbogen auf den anderen ablegen. Lackiert man eine Drucksache, kann dieses Abfärben („Ablegen“) verhindert werden. Das und der Umstand, dass moderne Druckmaschinen oft Lackierstationen inline integriert haben, ist der Grund dafür, warum manche Druckereien mit dem sogenannten Neutrallack drucklackieren. Damit können sie ihre Produktionszeiten verkürzen. Hierfür kam traditionell Öldrucklack zur Anwendung, inzwischen hat sich der Dispersionslack etabliert.

  • Für die Realisierung einer Inline-Drucklackierung wird in der Regel ein zusätzliches Druckwerk benötigt. Für einige Drucklacke ist beispielsweise eine zusätzliche Trocknungseinrichtung notwendig, welche in der Druckmaschine installiert wird.
  • Eine weitere Möglichkeit ist die Drucklackveredelung in einem zusätzlichen Produktionsschritt mit einer separaten Maschine durchzuführen. Diese Art der Druckveredelung ist als Offline-Veredelung bekannt.


UV-Lack

Grundsätzlich unterscheidet man bei UV-Lack zwischen vollflächiger und partieller Lackierung. UV-Lacke erreichen im Gegensatz zu den anderen Lackierarten die höchsten Matt- oder Glanzeffekte und haben eine plastische Wirkung, wodurch vor allem dunkle Farben viel intensiver und knallige Farben noch leuchtender erscheinen. Die UV-Lackierung ist ein weit verbreitetes Druckveredelungs-Verfahren, welches dem speziellen und sehr schnellen Trocknungsverfahren seinen Namen verdankt, denn nach der Lackierung wird der UV-Lack mit UV-Licht getrocknet. Dabei lösen sogenannte Fotoinitiatoren durch ihren Zerfall bei intensiver UV-Licht-Bestrahlung eine Kettenreaktion in dem beigemischten Bindemittel aus, wodurch der UV-Lack in kürzester Zeit aushärtet und sich mit dem Bedruckstoff dauerhaft verbindet.

UV-Flächenlack und partieller UV-Lack UV-Flächenlack und UV-Spotlack

Der sogenannte UV-Flächenlack wird auf den gesamten Druckbogen aufgetragen und versiegelt so die Oberfläche des Bedruckstoffes. Beim UV-Spotlack werden lediglich einzelne Elemente des Druckbogens lackiert. Da die Lackschicht relativ dick ist, steht der UV-Lack erhaben auf dem Papier, was bei partieller Lackierung eine leicht dreidimensionale Wirkung ergibt. Der UV-Spotlack kann somit als Relieflack eingesetzt werden.

Räumliche Effekte mit Relieflack

Der Relieflack steht dreidimensional auf dem Papier und wird hauptsächlich im Siebdruckverfahren aufgebracht, wodurch im Zusammenspiel mit den Eigenschaften des Lackes Schichtdicken bis zu 100 µm erreicht werden. Der Relieflack eignet sich mit dieser Schichtdicke sogar als Blindenschrift und ist auch bekannt als Konturlack oder Wassertropfenlack. Er kommt zum Einsatz, um Elemente wie Logos oder Schriftzüge dreidimensional hervorzuheben. Mit der Prägung gemein hat er die Haptik, die der Drucksache eine weitere visuell wahrnehmbare Dimension hinzufügt. Im Gegensatz zur Prägung wird aber die Rückseite des Papierbogens nicht verformt. Durch den matten oder glänzenden Effekt wirkt der Relieflack jedoch völlig anders als die Prägung.

Partielle UV-Lackierung als Relieflack in Wassertropfenoptik | Quelle: HTWK Leipzig

Tipp: Für die Druckdaten ist zu beachten, dass die Linienstärke bei partieller Lackierung mindestens 2 Punkt (0,7 mm) und die Schriftgröße mindestens 12 Punkt betragen sollte. Hier findet ihr eine detaillierte Anleitung für Spotlackierung im InDesign mit weiteren wichtigen Hinweisen, die für die Druckdaten zu beachten sind.

Anwendungsbeispiele von UV-Lackierung

  • Veredelung von Broschüren: Umschlag mit UV-Flächenlack schützen
  • Besonders beliebt: Visitenkarten, Postkarten oder Flyer mit partieller Lackierung veredeln
  • Logo dezent hervorheben: glänzender UV-Spotlack auf matter, einfarbiger Oberfläche
  • Logo mit Relieflack hervorheben: sowohl optischer als auch haptischer Effekt
  • Drucksachen durch Strukturen oder Muster mit partiellem UV-Lack in Szene setzen


Visitenkarten mit partiellem UV-Lack | © Nathan Mummert


Flyer mit UV-Spotlack | © dailypoetics


Vor- und Nachteile von UV-härtenden Lacken


Vorteile von UV-Lack Grenzen und Nachteile von UV-Lack
anwendbar im Offset-, Siebdruck & Flexodruck Druckmaschine mit Sonderausstattung nötig
→ Lampen, Gummitücher, Farbwalzen, …
Inline- oder Offline-Lackierung möglich zusätzliches Druckwerk je Sonderfarbe
schnelle Trocknung unter UV-Licht
→ Weiterverarb. kann kurze Zeit später erfolgen
hoher Energieaufwand für UV-Licht-Trocknung
für Bedruckstoffe mit geringer Saugfähigkeit,
Kunststoffe, metallische Oberflächen
begrenzte Haftung bei sehr glatten,
gussgestrichenen Bedruckstoffen
geeignet für hitzeempfindliche Bedruckstoffe stark saugfähige Bedruckstoffe beeinträchtigen die Glanzwirkung
hohe Schichtdicke möglich
→ haptische Effekte bei partieller Lackierung
→ Inline bis 8 µm, Offline bis 100 µm
Lackierungen innerhalb von Rill-, Nut- oder
Falzlinien vermeiden
→ UV-Lack ist sehr spröde und kann aufplatzen
feuchtigkeitsbeständig Oberfläche nicht beschreibbar
schützt Farbe vor dem Ausbleichen durch Sonneneinstrahlung optische Aufheller werden zerstört
→ vergilben möglich
Schutz vor Abrieb und Verunreinigung
sehr hoher Glanzeffekt
→ vor allem dunkle Farben wirken intensiver


Glanzwirkung und weitere Eigenschaften von Drucklacken

Ein glänzender UV-Lack bringt einen dominierenden visuellen Effekt, während ein matter oder seidenmatter Drucklack etwas zurückhaltender wirkt. Die visuelle Wirkung insgesamt ist jedoch bestimmt durch das Zusammenspiel von Papier und Lack. Ein Papier mit einer sehr matten Oberfläche, das mit einem hochglänzenden Drucklack partiell veredelt wird, bringt bereits einen hervorragenden Kontrast der visuellen Wirkung. Die Intensität der Glanzwirkung von Lacken wird mittels Glanzpunkten oder dem sogenannten Glanzgrad angegeben. Um zu verhindern, dass Relieflack vom Papier partiell aufgesaugt wird, druckt man als Basislack einen versiegelnden Drucklack unter, auf dem der Relieflack besser, das heißt: erhabener, steht.

UV-Lack partiell auf mattem Papier Kontrastwirkung zwischen matten und glänzenden Oberflächen bei partieller Lackierung

Spezial-Druckereilacke und ihre Einsatzgebiete

Es gibt darüber hinaus zahlreiche Speziallacke mit besonderen Eigenschaften, wie zum Beispiel Anti-Rutsch-Lack für die Erhöhung der Rutschfestigkeit des Bedruckstoffes. Oder man fügt dem UV-Lack einen Perlglanz hinzu, um seine Glanzwirkung noch weiter zu erhöhen. Mit diesen und weiteren auffälligen Effekten kann Aufmerksamkeit erzeugt, Interesse geweckt, realistische Oberflächeneigenschaften wiedergegeben und eine Marke vor Fälschungen geschützt werden.

Weitere Speziallacke, die besondere Effekte bringen, sind:

  • Glitzerlack: Einem transparenten UV-härtenden Lack werden Glanz- oder Glitzerpigmente beigefügt, um Effekte wie Gold und Silber-Glitzer zu schaffen, die partiell zum Beispiel in Fotos eingedruckt werden.
  • Duftlack: Neben dem Visuellen und der Haptik ist das Riechen ein weiterer Sinn, der sich über Lacke aktivieren lässt. Man unterscheidet zwischen drei verschiedenen Duftlack-Arten: permanent duftende, temporär duftende und mikroverkapselte Duftlacke, die erst durch Reibung ihren Duft entfalten. Eingesetzt wird Duftlack derzeit hauptsächlich in der Kosmetikindustrie. Denkbar ist jedoch auch der Einsatz in der Lebensmittelindustrie, wo eine Verpackung durch ihren Duft den Konsumenten bereits Appetit auf den Inhalt machen und so zu einer Kaufentscheidung beitragen kann.
  • Flächenlack

    Flächenlack

    Relieflack

    Relieflack
  • Rubbellack: Sie kennt man von Losen oder Einkaufskärtchen, bei denen man Codes freirubbeln muss.
  • Soft-Touch-Lack: Der Mattlack fühlt sich samtig, weich oder gummiartig an. Der Soft-Touch-Lack kommt im Offsetdruck, Flexodruck oder Siebdruckverfahren auf verschiedenen Papieren, Kartonagen, Folien und andere Materialien zur Anwendung. In der Automobilindustrie wird Soft-Touch-Lack auch häufig im Innenraum von Fahrzeugen als Design-Lack verwendet.
  • Thermolack

    Thermolack

    Braille

    Braille
  • Strukturlack: Der Strukturlack ist ein UV-Lack, der durch das Hinzusetzen unterschiedlicher Partikel eine jeweils andere Oberfläche erhält, zum Beispiel eine solche, die man von Hammerschlag-Lacken kennt. Man hat mit diesen Lacken die Möglichkeit, Oberflächenstrukturen wie Holz, Stein oder Sand sowohl optisch als auch haptisch dreidimensional darstellen. Angewendet werden Strukturlacke im Siebdruckverfahren auf gestrichenen und ungestrichenen Papieren.
  • Thermolack: Erstaunliche Effekte kann Thermolack bei der Zufuhr von Wärme hervorbringen. Häufig reicht bereits die eigene Körpertemperatur, um die Farbe von Thermolackierungen zu verändern. Eine der gängigsten Anwendungen von Thermolack ist, dass eine verborgene Grafik, ein Logo oder ein Schriftzug sich erst zeigt, wenn die Oberfläche erwärmt wird. Dieser Effekt eignet sich für geheime Botschaften, fälschungssichere Drucksachen und ist auch interessant für den Fotodruck, wie die Magic Fototassen bei print24.

Glitzerlack als Effektlack in Fotos

Glitzerlack | Quelle: HTWK Leipzig

Strukturlack als Effektlack in Fotos

Strukturlack | Quelle: HTWK Leipzig

Ihr wollt eure Produkte mit einem edlen Drucklack versehen? Schaut euch doch auf unserer Seite um und bestellt zum Beispiel Flyer und Visitenkarten mit partiellem UV-Lack oder Broschüren mit Sonderfarben und einem Umschlag mit UV-Flächenlack bei print24.


11 Antworten zu “Druckveredelungen: Sonderfarben und Lacke”

  1. David sagt am 23. Oktober 2017 um 15:05 Uhr Uhr

    Wow, was im Druck so alles möglich ist, wenn man nur die richtigen Techniken einsetzt, faszinierend. Ein entsprechend gutes Design, das die technischen Vorgaben beispielsweise den Farbraum beachtet, kann dann den entscheidenden Vorsprung liefern um sich vom Wettbewerb abzuheben. Der CMYK-Farbraum war mir schon bekannt, nur die Unterschied zum RGB Farbraum wurde nie so deutlich. Ich CYMK beispielsweise schon gesehen. Nun Frage ich mich ob auch alle Farben richtig abgedeckt werden. Das muss gleich recherchiert werden. Damit es bei den nächsten Einladungen oder auch Grußkarten für Kunden nicht zu bösen Überraschungen bei den Farben kommt.

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