Freistellen von feinsten Bildelementen
Freistellen ist immer ein heißes Thema, sei es für den Onlineshop oder die nächste Bildkomposition in Photoshop. Und wir alle haben da wohl wenig Geduld, wenn es um das Freistellen von feinen Bildelementen geht, wie etwa von Haaren.

Dabei gibt es so einige Tricks und Kniffe, um schnell zum Ziel zu gelangen und dabei doch eine sehr brauchbare Qualität zu erreichen. Eine Maske wird dabei in drei Schritten angelegt und verfeinert. Um das freigestellte Bildelement dann noch an den neuen Hintergrund anzugleichen, folgen noch einige Tipps zur einfachen Umsetzung auch für den Einsteiger.
Freistellungs-Schritt #1: Grob freigestellt mit dem Buntstift
Über das Hauptmenü und Ebene > Ebenenmaske > Alle einblenden erhält die Ebene eine Maske. Im Ebenenbedienfeld erscheint dadurch neben der Ebenenminiatur eine Maskenminiatur als weißes Feld. Wir müssen da die Regel akzeptieren: die Farbe Weiß bedeutet in einer Maske 100% Sichtbarkeit, die Farbe Schwarz 0% Sichtbarkeit, also Transparenz.

Ziel ist es nun, mit dem Buntstift-Werkzeug, schwarzer Vordergrundfarbe und einer recht großen Pinselspitze das Model ganz grob freizustellen. Tipp: Über die Tastenkombination D (für die Standardfarben Schwarz und Weiß) und X (zum Austauschen der Vorder- und Hintergrundfarbe) ist Schwarz schnell als Vordergrundfarbe definiert. Tipp 2: Ist das Buntstift-Werkzeug aktiv, so kann über die rechte Maustaste schnell die Größe der Werkzeugspitze festgelegt werden.
Male mit dem Buntstift über alle Bereiche des Hintergrundes, die nicht vom Model abgedeckt werden. In der Nähe der Haare nutzt du eine etwas kleinere Werkzeugspitze, um schon jetzt näher an das Bildelement zu kommen, das freigestellt werden soll. In zwei weiteren Schritten folgt nun die Feinarbeit.

Freistellungs-Schritt #2: Fein freigestellt mit dem Polygon-Lasso
Rufe einen Bildbereich mit dem Zoom-Werkzeug größer auf. Du solltest den Rand des Models, aber auch das berühmte Schachbrettmuster (das Photoshop als Synonym für Transparenz einsetzt) sehen können, um weitaus genauer zu arbeiten. Schritt für Schritt nähern wir uns so dem Ergebnis. Aktiviere das Polygon-Lasso-Werkzeug und gehe damit Klick für Klick am Rand des Bildelements entlang, das du freistellen möchtest.

Nach einer Strecke schließt du die Auswahl in einem großen Bogen über dem Hintergrund. Die berühmten „Ameisen“ von Photoshop laufen jetzt. Drücke D auf der Tastatur, damit die Hintergrundfarbe auf Schwarz steht. Über die Entfernentaste wird die Auswahl mit Schwarz gefüllt (und dieser Bereich somit auf Transparenz gesetzt). Strg+D hebt die Auswahl auf.
So gehst du nun Bereich für Bereich um das Model herum und versuchst dabei auch die dickeren Haarstränge mit auszuwählen, damit diese sogleich erhalten bleiben. Die ganz feinen Haare werden im nächsten Schritt wieder hervor gezaubert. (Damit du das Ergebnis besser beurteilen kannst, habe ich kurz eine dunkelgrau gefüllte Ebene eingefügt.)

Freistellungs-Schritt #3: Magie dank Radius-verbessern-Werkzeug
Wir brauchen die aktuell noch nicht perfekt freigestellte Version gleich noch einmal, weshalb du diese über Strg+J einmal kopierst und die untere Kopie für den Moment über das Augensymbol ausblendest. Aktiviere die Maske durch Anklicken und rufe über das Hauptmenü das Fenster > Eigenschaften auf. Klicke da auf den Button Maskenkante.

Gehe da im Ansichtsmodus auf Anzeigen: Auf Schwarz und wähle auf der linken Seite das Radius-verbessern-Werkzeug an. Male damit über die feinen Haare, die jetzt noch nicht sichtbar sind. Photoshop zeigt beim Malen das Originalfoto an und berechnet nach dem Lösen der Maustaste die neue Maske, mit den feineren Haaren eingearbeitet. So malst du an den Kanten entlang, wobei immer auch der alte Hintergrund abgedeckt werden sollte, damit Photoshop diesen gut erkennen und heraus rechnen kann. Bist du zufrieden, so bestätige über OK.

Das Model mit all den feinen Haaren wurde schnell und doch zufriedenstellend freigestellt. Vor einem neuen Hintergrund positioniert sehen aber gerade diese feinen Haare trotzdem noch nicht realistisch aus. Sie wirken zu hell und irgendwie falsch freigestellt. Das ist aber nicht der Fall, sondern das Problem feiner Strukturen ist, dass sie immer den alten Hintergrund durchscheinen lassen. Trotz guter Freistellung müssen wir also weitere Schritte gehen, um das Bildobjekt an einen neuen Hintergrund anzugleichen. Und auch da lassen wir dich nicht hängen, sondern bieten dir sogleich die Lösung an:
Vor neuem Hintergrund Tipp #1: Farbüberlagerung
Füge den neuen Hintergrund unterhalb der beiden Ebenen ein, die das Model zeigen. Stelle bei der unteren Ebene mit Model den Mischmodus (Füllmethode) von Normal auf Multiplizieren um. Dieser Trick (als Ergänzung zur feiner freigestellten Ebene darüber) funktioniert nur dann gut, wenn das Model vor weißem Hintergrund fotografiert wurde. Diese Ebene sollte also nun eingeblendet sein, wie auch die Ebene mit dem feiner freigestellten Model darüber.

Die feinen Haare sind jetzt noch zu hell. Erzeuge deshalb eine neue Ebene über Umschalt+Strg+N darüber und ändere die Füllmethode (Mischmodus) auf Multiplizieren ab. Aktiviere den Pinsel und halte für den Moment die Taste I (für die Pipette) gedrückt, um eine Farbe aus den Haare aufzunehmen. Mit dem Lösen der I-Taste sollte wieder der Pinsel aktiv sein.
Male nun über den Rand der feinen Haare. Nehme dabei immer wieder eine passende Haarfarbe auf. Damit sich die Farbe nur auf die feinen Haare auswirkt, aktivierst du eine Schnittmaske. Gehe dazu auf Ebene > Schnittmaske erstellen. Über die Ebenendeckkraft steuerst du die Stärke der Umsetzung.

Wähle alle Ebenen, die zum freigestellten Bildelement gehören, mit gedrückter Strg-Taste an und drücke das Tastenkürzel Strg+G zum Gruppieren. Damit das Model besser zur Farbstimmung des Hintergrundes passt, kopiere ich oft die Ebene mit dem neuen Hintergrund und verschiebe diese im Ebenenbedienfeld per Anklicken und Ziehen oberhalb aller anderen Ebenen (die Ebene sollte also oberhalb der zuletzt erstellten Gruppe liegen).
Ändere die Füllmethode auf Farbe ab und reduziere die Ebenendeckkraft auf etwa 30 %. Noch ist der Effekt zu stark, weshalb noch der Filter > Weichzeichnungsfilter > Gaußscher Weichzeichner folgt, um die Farben zu verwischen. Gehe auf Ebene > Schnittmaske erstellen. Übrigens: Die Maske der Gruppe kannst du noch zur Feinjustierung einsetzen, um da etwa mit dem Pinsel und schwarzer Vordergrundfarbe für Transparenzen zu sorgen.

Vor neuem Hintergrund Tipp #2: Licht- und Schattenspiel
Gehe im Menü auf Ebene > Neue Einstellungsebene > Helligkeit/Kontrast und setze da die Helligkeit auf -150 und den Kontrast auf -50. Jede Einstellungsebene erhält automatisch eine Maske. Nutze diese, um mit dem Pinsel, einer großen und weichen Werkzeugspitze sowie schwarzer Vordergrundfarbe die Mitte wieder heller zu gestalten.

Ergänzend dazu kannst du die Dodge&Burn-Methode einsetzen. Nach Umschalt+Strg+N änderst du den Modus auf Ineinanderkopieren ab und aktivierst auch Mit neutraler Farbe füllen (50% Grau). Jetzt kannst du mit dem Abwedler-Werkzeug punktgenau Licht einzeichnen, mit dem Nachbelichter-Werkzeug Schatten.

Vor neuem Hintergrund Tipp #3: Farblook
Ein sehr schöner Weg, um eine Komposition wie aus einem Guss wirken zu lassen, führt über einen Farblook. In neueren Photoshop-Versionen ist das leicht über Ebene > Neue Einstellungsebene > Color Lookup möglich. Da können auch mehrere kombiniert werden, wobei du über die Ebenendeckkraft deren Stärke regeln kannst. In älteren Photoshop-Versionen bietet sich Ebene > Neue Einstellungsebene > Fotofilter an. Wähle da eine eigene Farbe aus und erhöhe die Dichte.

Du hast gesehen, dass das Freistellen von Haaren nicht nur das reine Freistellen ist, sondern auch das Anpassen an den neuen Hintergrund verlangt. Wie schon geschrieben, lassen allzu feine Strukturen immer den alten Hintergrund durchschimmern. Doch mit den vorgestellten Tricks als Ergänzung zum Freistellen ist auch das kein Problem mehr.
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