Die besten Geschichten hinter der geheimen Tür

Devrim

Für sie war die Welt nur grau. Die Farben waren schon lange verschwunden. Sie sah nur noch die schlechten Dinge. Mit den guten Dingen und den schönen Erlebnissen verschwanden auch die Farben. Wann sie gegangen waren, weiß sie nicht mehr. Lange waren sie schon fort und auch aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Jeder Tag war gleich und nichts Besonderes. Welches Datum heute war, wusste sie nicht. Sie war einsam, aber dieser Zustand war schon zur Normalität geworden. Etwas ändern an ihrem Leben wollte sie nicht. Das war gar nicht ihre Schuld. Irgendwann wird die veränderte Realität automatisch zur Normalität. Wenn sie eine Farbe wäre, wäre sie Hellgrau, ein unscheinbares Hellgrau. Sie war verschlossen und ging nicht auf andere Menschen zu. Andere Menschen traf sie ohnehin nur auf der Arbeit und dort sprach sie nur mit ihnen, wenn es unbedingt sein musste. Die einzige Person in ihrem Leben war ihr Hund. Eigentlich mochte sie ihn nicht. Er verweilte nur noch bei ihr, weil es ihrer guten Erziehung wiedersprach ihn ins Heim zu geben. Sie empfand ihren Hund aber als zusätzliche Last.

Es war Samstagmorgen. Draußen regnete es in Strömen. Der einzige Unterschied zu Freitag bestand für sie darin, dass sie heute nicht arbeiten musste. Doch das war für sie kein Grund zur Freude. Ganz im Gegenteil: Sie wusste nicht was sie heute machen sollte, denn ihre Arbeit war ihre einzige Beschäftigung. Sie saß am Küchentisch und blätterte in der Tageszeitung: Flugzeugabsturz – kein Passagier überlebte, Erdbeben erschüttern Europa, Bankräuber hält Geiseln weiterhin in Gewahrsam. Keine positive Meldung. Sie wurde beim Lesen unterbrochen. Der Hund bellte, er musste dringend Gassi gehen. Na super, nun musste sie auch noch bei Platzregen mit dem Hund raus.

Wenn sie die Sauerei nicht in der Wohnung haben wollte, musste sie nun wohl oder übel los. Sie nahm den schwarzen Regenschirm und ging mit dem Hund vor die Türe. Ihr Hund war gut erzogen. Er lief immer ohne Leine. Alles war wie immer bis der Hund plötzlich davonrannte. Der Regen war immer noch sehr stark und sie hatte große Mühe ihm zu folgen. Eine Hetzjagd begann. Nach einer Weile war sie außerhalb des Wohngebiets. Hier war sie noch nie. Es war eine kahle Fläche. Weit hinten stand ein altes Gebäude, eine Fabrikhalle. War die dort schon immer? Sie hatte sie noch nie gesehen. Keine Spur von ihrem Hund. Er musste wohl zur Fabrikhalle gelaufen sein. Nach wenigen Minuten Fußmarsch stand sie direkt vor dem riesigen Gebäude. Es war schon ziemlich verfallen. Ihr Blick fiel auf die Mauer. Es war kein einziges Fenster zu sehen, auch keine Tür. Ein merkwürdiges Gebäude. Sie hörte in der Nähe ihren Hund lautstark bellen. Er musste sich auf der anderen Seite des Gebäudes befinden. Sie machte sich auf dem Weg, vorbei an einer weiteren Hauswand ohne Fenster und Türen.

Sie fand ihren Hund auf der Rückseite des Gebäudes, lautstark bellend. Als sie ankam, verstummte er. Er stand vor einer Tür. Sie schaute sich um. Fenster gab es auch auf dieser Seite keine. Nur diese Tür. Sie hatte etwas Seltsames an sich. Sie war grau, wie alle anderen Gegenstände auch, doch da war noch etwas anderes – Farben! Auf der Tür stand in roten und blauen Buchstaben print24. Was hatte das zu bedeuten und wo kamen die Farben her? So lange hatte sie keine Farbe mehr gesehen. Sie dachte, dass sie gar nicht mehr existieren. Eine ungewohnte Wärme umgab ihr Herz. Zum ersten Mal streichelte sie ihren Hund und dieser bellte erfreut auf. Auch nach Minuten stand sie noch wie gebannt vor der Tür. Ihr Blick fiel auf das Schlüsselloch. Ein warmes Licht drang hindurch. Sie beugte sich tiefer und versuchte etwas zu erkennen. Das Licht blendete sie. Sie überlegte nach Hause umzukehren, aber das Licht hatte eine magische Anziehungskraft auf sie. In der Zwischenzeit hatte es aufgehört zu regnen.

Ihre Neugier war geweckt. Sie musste wissen was sich hinter dieser Tür befand. Zaghaft legte sie ihre Hand auf den rostigen Türknauf. Sie zitterte, nicht vor Angst, sondern vor Aufregung. Mit einem quietschen öffnete sie die Tür. Erst einen winzigen Spalt, dann ganz. Sie legte sich schützend die Hand vor die Augen. Aus der Tür kam ein greller Lichtstrahl, der jede Sicht unmöglich machte. Als sie die Augen wieder öffnete war sie starr vor Schock. Die Tür war wieder geschlossen und lies sich auch mit viel Kraft nicht öffnen, das grelle Licht war verblasst. Auch der print24 Schriftzug war verschwunden. Ein ungewohntes Geräusch legte sich über die Stille. Vogelgesang. Die Vögel zwitscherten ein Sommerlied. Die Regenwolken hatten sich verzogen und der Himmel erstrahlte in einem leuchtenden Blau, Blau nicht Grau! Sie war völlig überwältigt von den Farbeindrücken und dem Vogelgesang. Sie fühlte sich glücklich, zum ersten Mal seit vielen Jahren. Es war Nachmittag geworden. Da sich die Tür auch nach weiteren Versuchen nicht öffnen ließ, beschloss sie mit ihrem Hund wieder nach Hause zurück zu gehen.

Noch etwas zittrig machte sie sich auf den Heimweg. Der ungewohnte Duft von frischen Gras und wilden Blumen stieg ihr in die Nase. Am Rande des Wohngebietes spielten Kinder vergnügt auf dem Spielplatz. Kinderlachen, wie hatte sie das vermisst. Passanten kreuzten ihren Weg, fröhlich grüßend. Kurz vor ihrer Haustür stiegen ihr Tränen in die Augen, aber nicht aus Trauer. Es waren Tränen der Freude. Sie hatte sich noch nicht richtig gefangen und diese neuen Farbeindrücke berührten ihr Herz sehr. Plötzlich war die Welt so bunt und überall versteckten sich Freuden und das kleine Glück. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sie sich richtig glücklich. Diesen Zustand wollte sie nicht mehr missen.

Am Sonntag wurde sie von Sonnenstrahlen und Vogelgesang geweckt. Die Natur blühte in ihren schönsten Farben. Heute wollte sie nochmal diese merkwürdige Tür untersuchen. Gemeinsam mit ihrem Hund machte sie sich auf den Weg. Vorbei an leuchtend roten Mohnblumen, grünen Gräsern, bunten Kies, einen wolkenlosen blauen Himmel. Nach einiger Zeit erreichte sie ihr Ziel, doch das Gebäude war verwunden und mit ihm die geheimnisvolle Tür! Hatte sie sich verlaufen? Nein, das war unmöglich. Genau hier war gestern noch die Tür. Sie sah sich etwas verzweifelt nach Hinweisen um. Außer grünem Gras war nichts zu entdecken. Doch da war etwas! Eine kleine Blume, die aus der Stelle wuchs wo gestern noch die Tür war. Es war eine einzigartige Blume. Sie hatte die Farbe eines Regenbogens. Es schien, dass alle Farben in ihr vereint seien. Sie pflückte die Blume nicht, sondern ließ sie in ihrer Schönheit auf der Wiese zurück.

Die Tür mit der Aufschrift print24 hatte ihrem Leben die Farben zurückgebracht. Ihre Welt strahlte nun in allen Farben. Diesen Tag wird sie niemals vergessen. Sie recherchierte lange, aber fand keine Erklärung für das Geschehene. Sie war nun aufgeschlossen und fand neue Freunde, doch dieser Tag war ihr kleines Geheimnis! Wenn sie heute eine Farbe wäre, wäre sie ein leuchtendes Orange, das einfach nur positive Energie ausstrahlt!

Marius

WAS SICH HINTER DER TÜR „von Print24“ VERBIRGT:
„Für jede Stunde des Tages ein Ding“

1. Ein seltenes Exemplar einer Steinlaus (Loriot R.I.P.) zum liebkosen. Steinläuse sind possierliche und sehr genügsame Tierchen. Ein kleiner Kieselstein reicht ihnen zum Verzehr über ein Jahr und da sie ein sehr zurückgezogenes Leben der ständigen Gesellschaft vorziehen, lassen sie sich leider nur für eine Stunde pro Tag hätscheln.

2. Ein vierblättriges Kleeblatt, das dem, der es sich für an die Kleidung heftet, ab dem Zeitpunkt eine Stunde Glück bringt. Besonders eignet sich ein solches Kleeblatt für Glücksspieler, Minnesänger und Pechvögel. Leider ist es nur alle 24 Tage einsetzbar.

3. Ein Hufeisen, das dem, der es berührt, eine Stunde zu unerhört geistiger Stärke und übermenschlicher körperlicher Kraft verhilft. Sehr gut lässt sich das bei Umzügen und oder Prüfungen einsetzen. Auch gestresste Kreative, die zu knappe Deadlines bekommen berichten, dass ihnen ein solches Hufeisen bei der Bewältigung fast unlösbarer Aufgaben behilflich war. Sogar Albert Einstein soll eines besessen haben.

4. Ein magischer Glückspfenning, der dem, der ihn bei sich trägt, innerhalb einer Stunde zu Geld verhilft. Doch nur, wenn man es auch ganz arg wirklich braucht und weiter nicht mehr als man wirklich benötigt. Er lässt sich leider oder auch zum Glück nur alle 24 Monate benutzen.

5. Ein übrig gebliebener Wunsch einer Fee. Doch darf man ihn nicht selbst benutzen, sondern muss ihn einem Menschen schenken, den man nicht mag. Nachdem er überreicht wurde hat er nur für eine Stunde Gültigkeit. Verbotene Wünsche sind solche, die mit Reichtum oder Negativem jedweder Art zu tun haben. Auch Unsterblichkeit und solcher Quatsch darf sich nicht gewünscht werden.

6. Eine mit einem Zauber belegte Spielkarte mit einem Joker darauf, die, wenn man sie heimlich einem allzu ernsten Menschen zusteckt, diesen auf der Stelle für eine Stunde zu einem lustigen Gesellen macht. Wie mir berichtet wurde, werden diese Karten besonders häufig langweiligen Lehrern, Professoren oder auch Politikern vor Bundestagsreden zugesteckt.

7. Eine kleine Muschel, die alsbald man sie sich ans Ohr hält für eine Stunde eine himmlische Melodie erklingen lässt. Doch Vorsicht: Ich habe keine Ahnung ob die Melodie GEMA frei ist.

8. Ein lustiges Irrlicht, das fähig ist ein dunkles Herz zu erhellen und oder einem den Weg aus dem Dunkel ins Licht zu weisen. Doch Vorsicht: Nach einer Stunde erlischt das Irrlicht für 24 Stunden. Besonders gut lassen sich Irrlichter heutzutage für die Therapie von Burn out Patienten einsetzen und da es nur eine Stunde leuchtet, passt das ja auch ganz gut für eine Sitzung pro Tag.

9. Ein Haar des letzten Einhorns, das wenn man sich mit ihm selbst an der Nase kitzelt Schmendrick den unbegabten Zauberer für eine Stunde erscheinen lässt. Wozu das gut sein soll weiß ich nicht, da ich mich selbst nicht zu kitzeln vermag.

10. Ein Gutschein für einen Freiflug (Eine Stunde) durch Phantasien auf einem weißen Glücksdrachen.

11. Ein kleines Schmuckkästchen, in dem ein alt gewordener Regenbogen seine Rente verbringt. Wird es geöffnet, entfaltet er sich bevor er sich wieder in seine Luxusschachtel zurückzieht für eine Stunde zu einem stattlichen Lichtspiel.

12. Eine kleine Messingpfeife, die einst von einem Haus- und Hofmagier für einen unglücklich verliebten König geschaffen wurde. Bläst man hinein, so fangen für eine Stunde Dutzende Sternschnuppen am Himmel an herum zu flitzen. Besonders für ein erstes Date ist diese Pfeife der Garant für einen gelungenen ersten Kennenlernabend.

13. Ein von einem längst vergessenen Zauberer aufwendig verzierter kleiner Marienkäfer mit sieben Punkten. Hält man ihn für eine Stunde fest in der Hand, stärkt er für 24 Stunden die sieben menschlichen Tugenden: Demut, Mildtätigkeit, Keuschheit, Geduld, Mäßigung, Wohlwollen und Fleiß. Leider benötigt dieser Marienkäfer nach Benutzung 24 Monate, um sich wieder aufzuladen.

14. Ein kleiner Schluck Purpurlimonade ( „Das Kartengeheimnis von J. Gaarder), der sich dadurch auszeichnet alle Geschmacksrichtungen, die wir Menschen kennen in sich zu vereinen. Eine göttlich anmaßende multiple Geschmacksknospenexplosion, die für genau eine Stunde anhält.

15. Ein in einem kleinen Wildlederbeutel eingefangener Sonnenstrahl, der wenn man ihn im Beisein eines kranken Menschen oder Tieres öffnet, ihn oder es innerhalb nur einer Stunde gesunden lässt. Ist der Sonnenstrahl einmal raus aus dem Beutelchen, so bekommt man ihn nicht wieder in das Beutelchen hinein, sondern muss sich einen neuen fangen, was aber aus eigener Erfahrung relativ schwierig ist.

16. Ein Lächeln eines weitentfernten Freundes, das den Betrachter für eine Stunde die schönsten Erlebnisse mit seinem/r Freund/in im Schnelldurchlauf nochmal erleben lässt.

17. Der Kuss einer Muse. Dieser bewirkt, dass der Geküsste für eine Stunde so kreativ wie Jonathan Meese, Michelangelo und Picasso zusammen ist. Doch Vorsicht: Nach dieser Stunde ist einem 24 Stunden ganz arg flau im Magen zumute.

18. Ein Samenkorn von der kindlichen Kaiserin (Michael Ende), das unter Zuhilfenahme von Phantasie innerhalb einer Stunde eine bessere Welt entstehen lässt. Die Gefahr dabei ist, dass man seine Phantasie schon sehr genau kennen muss, ansonsten sieht man ja an unserer Welt, was alles passieren kann.

19. Eine alte Taschenuhr mit der man 24 Mal die Zeit für eine Stunde zurückdrehen kann. Erfahrungsberichte sind leider nicht bekannt.

20. Ein Gedicht, das sobald man es ausgesprochen hat, ein Heinzelmännchen erscheinen lässt, das innerhalb von einer Stunde alle anfallenden Hausarbeiten erledigt. Einziger Nachteil: Man muss das Heinzelmännchen danach bekochen und das macht ja wieder Dreck. Das Gedicht lässt sich auch nur alle 24 Tage einsetzen, denn Heinzelmännchen sind äußerst viel beschäftigte Wesen.

21. Ein abgelaufenes altes paar Schuhe, das den, der sie trägt für eine Stunde so schnell laufen lässt wie der Wind. Auch dieses Ding ist leider aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nur alle 24 Stunden einsetzbar. Das war nicht immer so.

22. Ein kleines Stück Kreide, das noch reicht um eine Stunde damit zu zeichnen. Doch Vorsicht: Alles was mit dieser Kreide gemalt wird, egal ob Auto oder Planet wird auf der Stelle real. Passe also auf, wo und was du damit zeichnest. Planeten beispielsweise passen in keine Räume!

23. Ein kleines Glöckchen, das wenn es erklingt einen jeden, der es hört für eine Stunde sein schönstes Lächeln ins Gesicht zaubert. Wer versucht sein mag nun den lieben langen Tag fröhlich damit herum zu bimmeln, dem sei gesagt: Auch dieses Ding ist nur einmal täglich nutzbar.

24. Ein kleiner Bergkristall, der bei richtiger Anwendung 24 Stunden am Tag für 24 Jahre seinem Träger 24 positive Wirkungen zuteil werden lässt. Und wenn dich das jetzt interessiert, dann kauf dir entweder ein Interessiert-mich-Pony oder guck selbst nach, in diesem Internet, von dem in letzter Zeit immer öfter die Rede ist.

Und die Moral von Dingen hinter Türen

Jetzt wo du gelesen und gesehen hast, was hinter der Tür ist – interessieren dich all diese Dinge wahrscheinlich gar nicht. Auch glaubst du bestimmt gar nicht wirklich an all die tollen Eigenschaften dieser Dinge. Denn sie sehen ganz banal aus – wie eben Dinge hinter Türen so aussehen. Doch lass dir gesagt sein: Bestimmt hast du selbst hinter deinen eigenen Türen ganz viele solcher Dinge.

Klaus

Hinter der Tür werden dich drei alten, runzligen Frauen begrüßen:

„Sei herzlich willkommen, fremder Mann. Du wirst dich fragen, wohin dich das Schicksal verschlagen hat. Du bist in einem Land, in dem die Frauen herrschen und man hat dich dazu auserwählt, der Gemahl unserer Königin zu werden. Folge uns bitte, sie wartet schon sehnsüchtig auf dich.“

Wenig später wirst du deiner zukünftigen Frau gegenüber stehen. Es wird dir den Atem verschlagen. Noch nie zuvor hast du eine so wunderschöne Frau gesehen. Wie sich dann kurz darauf auch noch herausstellen wird, ist sie nicht nur schön, sondern auch außergewöhnlich intelligent, unterhaltsam und voll von leidenschaftlicher Liebe für dich, ihren auserwählten zukünftigen Gatten.

Schon ein paar Tage später wird ein prächtiges Hochzeitsfest gefeiert werden, auf das eine fulminante Hochzeitsnacht folgen wird. Dein Glück wird unbeschreiblich sein. Es wird dir so vorkommen, als habe dich das Schicksal ins Paradies verschlagen.

Es wird dich in keiner Weise stören, dass du – außer den Pflichten eines Ehemannes – so gut wie nichts zu tun hast. Wie alle Männer in diesem Land, in dem die Frauen herrschten, brauchst du dich um nichts zu kümmern. Du musst keine Entscheidungen fällen, du musst dir um nichts Sorgen machen und dir nicht den Kopf zerbrechen, weil irgend etwas zu planen oder zu organisieren ist. Das erledigte alles deine Frau. Deine einzige Beschäftigung wird sein, dieses wunderbaren Leben zu genießen und diese unglaubliche Leichtigkeit des Seins zu ertragen. Du wirst in märchenhaften Schlossgärten spazieren gehen, stundenlang sanftklingenden Musikweisen lauschen, die so schön sind, dass selbst die Vögel am Himmel verstummen. Die meiste Zeit wirst du dich allerdings deiner außergewöhnlichen Frau widmen, die dich genauso zärtlich liebt wie du sie.

Sieben Jahre, die wie im Flug vergehen werden, wird dieses ungetrübte Glück währen. Dann wird deine Frau eines Tages sagen:

„Ach, mein geliebter Mann, auch wenn es mir unendlich schwer fällt, ich muss für ein paar Tage fort. Alle sieben Jahre treffen sich die Herrscherinnen der Länder, in denen die Frauen die Macht haben, um sich zu beraten. Du kannst natürlich in der Zeit meiner Abwesenheit tun und lassen, was du willst. Allerdings, um eines bitte ich dich von ganzem Herzen: Siehst du, dort hinten, diese kleine Tür? Tue mir den Gefallen und öffne sie nicht. Es würde großes Unglück für uns beide bedeuten.“

Du wirst ihr versprechen, von der Tür fern zu bleiben. Dann werdet ihr liebevoll Abschied voneinander nehmen. Noch lange wirst du deiner Frau hinterher blicken, die an der Spitze ihrer Gefolgschaft davon segelt.
Nachdem du in den Palast zurückgekehrt bist, wirst du dich auf einen Diwan legen, ein paar leckere Köstlichkeiten knabbern und nachdenken. Es wird natürlich die kleine Tür sein, an die du denken musst. Und das wird es sein, was du denken wirst:
„Dadurch, dass ich die erste Tür doch geöffnet habe, bin ich hierhin, in dieses wunderbare Paradies gelangt. Vielleicht ist ja das, was sich hinter jener kleinen Tür verbirgt, noch viel wunderbarer?“

Und du wirst beschließen, nicht auf den Rat deiner Frau zu hören. Du wirst deine Hand auf die Klinke legen, sie langsam herunter drücken und die Tür öffnen. Augenblicklich wird dir ein schneidender, kalter Wind feinen Sand ins Gesicht peitscht und obgleich dir sofort klar werden wird, dass du einen Fehler gemacht hast und du die Tür schnell wieder schließen willst, wird es zu spät sein. Ein heftiger Sturm wird losbrechen, dich über die Schwelle zerren und hoch in die Luft wirbeln. Vor Schreck wirst du das Bewusstsein verlieren. Und wenn du wieder zu dir kommst und langsam die Augen öffnest, wirst du verstört auf das Display deines Computers blicken und ein großes orangenes Fragezeichen erblicken, das an der Türklinke einer grauen Tür hängt.

Und dann wird ein langer, kummervoller Seufzer aus den traurigen Tiefen seiner Seele dringen …