Interview: Grafikdesigner Wilhelm Steiner

30.04.13, 10:15

Im Gespräch mit dem kreativen Multi-Talent

Stolz bin ich vor allem, dass ich versuche mich,
wenn es nötig ist, neu zu erfinden und nicht abgetretenen Pfaden nachlaufe.“

Wilhelm ist freiberuflicher Grafikdesigner und Illustrator aus Österreich. Er hat an der Fachholschule Salzburg „MultiMediaArt“ studiert und sich vor allem im Musikbereich mit Designs und Illustrationen für internationale Plattenlabels einen Namen gemacht. Seit 2002 arbeitet er als selbstständiger Grafiker u.a. bei Red Bull und Skinsfactory. Außerdem betreibt er seit 2011 seinen eigenen Webshop, in dem er T-Shirts mit seinen Designs verkauft.

We are all mad here by Wilhelm Steiner

We are all mad here

print24:

Wilhelm, deine Arbeiten sind nicht nur kreativ und farbenfroh, sondern auch sehr vielseitig. Woher kommen die Ideen für deine Entwürfe? Hast du spontane Eingebungen oder nutzt du bestimmte Quellen zur Inspiration?

Wilhelm:

Prinzipiell habe ich selten eine konkrete Vorstellung von dem, was ich umsetzen möchte. Viel eher habe ich ein Gefühl oder eine Stimmung die ich kommunizieren möchte – dies ermöglicht es mir meiner eigenen Erwartungshaltung entgegenzuwirken – wenn ich ein klares Bild im Kopf habe, ist die Chance zu groß dies nicht entsprechend umsetzen zu können. Für mich persönlich funktioniert es am besten wenn ich mich selber mit meinen Bildern zu überraschen versuche. Also ein recht spielerischer Ansatz.

Eindeutig definierbare Quellen habe ich eigentlich nicht, es ist eher so, dass ich versuche meine Umgebung und mein Umfeld aufzunehmen und dann daraus meine Arbeiten zu kreieren.

print24:

Wann hast du gemerkt, dass dir die kreative Arbeit liegt und du als Grafikdesigner dein Geld verdienen willst? Hast du schon als Kind viel gemalt oder erst später einen Zugang gefunden?

Wilhelm:

Eigentlich relativ spät. Als Kind habe ich nicht gemalt, aber ganz ganz lange Zeit Lego gebaut. Später bekam ich Interesse Musik zu machen und kam dann dadurch ins Studium ‚MultiMediaArt‘, wo ich dann das erste Mal Photoshop sah und sehr begeistert war, was man damit machen kann.

print24:

Du hast eine kommerzielle Seite, auf der du deine Grafikdienste anbietest, einen privaten Blog und deinen Webshop. Wie sieht ein typischer Tag im Leben des Wilhelm Steiner aus?

Wilhelm:

Den typischen Tag gibt es bei mir eigentlich nicht und dessen bin ich auch sehr dankbar – dadurch das ich die verschiedensten Baustellen zu betreuen habe wird mir meistens auch nicht langweilig. Prinzipiell habe ich einen fast langweiligen Tagesrhythmus – es werden zunächst die wichtigen Projekte / Headlines abgehakt, wenn dann Zeit bleibt beschäftige ich mich mit meinen eigenen Projekten.

Catharsis by Wilhelm Steiner

Catharsis

print24:

Fällt es dir als kreativer Kopf schwer, nach den Vorgaben von Kunden zu arbeiten oder bekommst du genügend Freiraum bei der Umsetzung deiner Ideen?

Wilhelm:

Dies ist ein tückisches Thema – prinzipiell hängt es natürlich zu 100% vom Kunden ab. In meinen ersten Jahren als Freelancer habe ich immer versucht, die beste Balance zu finden – d.h. so viel wie möglich von sich selbst in die Projekte zu geben und dabei gleichzeitig auch die Wünsche des Klienten so gut wie möglich zu erfüllen. Dies kann gelingen, ist aber bei weitem nicht immer der Fall.

In den letzten Jahren hat es sich immer klarer abgezeichnet, das eine definitive Trennung von Auftragsarbeiten und Selbstverwirklichung für mich selber einen harmonischeren Ablauf beinhaltet – daher auch die Trennung von steinerei.at und deaddreamer.com – Steinerei bietet Dienstleistungen an, Deaddreamer ist mein kreatives Steckenpferd.

print24:

Seit 2011 hast du deinen eigenen Webshop und verkaufst Textilien mit deinen Designs. Wie bist du dazu gekommen? War das ein lang gehegter Traum oder wurdest du von Anderen angesprochen, die deine Arbeiten gern als T-Shirt tragen wollten?

Wilhelm:

Dies hatte verschiedene Gründe. Zunächst wollte ich davon wegkommen das meine Arbeiten nur als digitale Bilder im Computer existieren. Ich hatte bereits mit einigen T-Shirt Designs an verschiedenen Wettbewerben teilgenommen und es wurden schon einige produziert. Mit core3 (der Name meines T-Shirt Labels) wollte ich komplette Kontrolle über alle Aspekte haben – angefangen von den Designs, den verwendeten Shirts, der Verpackung, der Corporate Identity und dem Druck selber.

Identity by Wilhelm Steiner

Identity

print24:

Wie bist du dazu gekommen CD-Cover für Bands zu entwerfen? Kennst du die Musiker persönlich? Wie sehr beeinflusst dich Musik bei deiner gestalterischen Arbeit?

Wilhelm:

CD-Cover zu entwerfen war eines der Dinge, die ich unbedingt machen wollte. Als Jugendlicher kam ich durch die Illustrationen auf die Musik und stellte fest welche Immersion die Kombination aus Musik und Grafik hat. So um 2000 / 2001 wurde ich durch meine Webpage und meinen grafischen Arbeiten recht bekannt und aus dem entstanden diverse Kontakte zu den Künstlern und einigen Labels.

Leider hat sich in den letzten Jahren vieles verändert – durch den digital Trend werden weniger CDs produziert und gerade im elektronischen Musiksektor rentieren sich CDs fast nicht mehr – die Illustrationen sind auch weit in den Hintergrund gerückt. Während ich in den Jahren 2002 – 2010 insgesamt so an die 100 CDs illustriert habe, hat das in den letzten Jahren vollkommen aufgehört – das war dann auch die Zeit wo ich dann mit T-Shirt-Illustrationen angefangen habe.

print24:

Die Designs der Musikcover sind fast durchgängig sehr düster und ziemlich „spacig“. Interessierst du dich persönlich für Science-Fiction oder waren das reine Auftragswerke?

Wilhelm:

Sci-Fi ist eine meiner Hauptinspirationen – vor allem mit den Konzepten von Cyberpunk kann ich mich sehr gut identifizieren.

print24:

Dein Portfolio ist sehr vielseitig: Illustrationen, Design und Gestaltung. Auf welche Leistungen bist du besonders stolz?

Wilhelm:

Prinzipiell ist mein Hauptaugenmerk immer auf der Arbeit die ich zurzeit erstelle – ich versuche immer mit dem was ich gerade mache mich weiterzuentwickeln und neue Gebiete zu erforschen. Stolz bin ich vor allem, dass ich versuche, mich, wenn es nötig ist, neu zu erfinden und nicht abgetretenen Pfaden nachlaufe.

Omen by Wilhelm Steiner

Omen

print24:

Gab es in deinem Leben Kreativ“tiefs“ oder hast du immer gleich mehrere Ideen zu einem Projekt im Kopf? Was empfiehlst du bei einer kreativen Blockade?

Wilhelm:

Kreative Tiefs gibt es natürlich immer wieder – der Umgang damit ist vielleicht der tückischste Teil des gestalterischen Prozesses. Manches kommt ganz einfach und unerwartet, andere Arbeiten erfordern mehr Hingabe und Aufopferung – was leider aber nicht bedeutet das dies dann auch in ein dementsprechend gutes Werk resultiert.

Für mich persönlich ist der visuelle Ausdruck auch die Auseinandersetzung mit dem ‚empty canvas‘ – dem leeren Blatt Papier.

print24:

In deinen neueren Arbeiten experimentierst du mit verschiedenen Stilen und kombinierst sie gekonnt zu echten Kunstwerken. Welchen Rat gibst du Nachwuchsdesignern mit auf den Weg?

Wilhelm:

Loslegen! Viele Leute glauben, dass sie etwas nicht können oder nicht begabt sind. Meiner Meinung nach hat jeder ein Talent das geweckt werden kann. Nichtsdestotrotz ist ein großer Teil der kreativen Arbeit nur durch ‚Learning by doing‘ zu erreichen. Man sollte auf alle Fälle Spaß bei dem haben, was man tut – bei visuellem Ausdruck, wie bei so vielen anderen Dingen ist der Weg das Ziel.

print24:

Vielen Dank für das Interview Wilhelm. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg im Leben und immer eine gute Portion kreative Schaffenskraft!

Wenn ihr mehr von Wilhelm sehen wollt, dann besucht seine Facebookseite!

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