Von der Bildschirmdarstellung bis zum Druck – was ist zu beachten?

04.03.14, 9:04

Kalibrierung und ICC-Profile

Der Laie denkt oft, dass die Farben, die er am Bildschirm sehen kann, auch den Farben entsprechen, wie sie später aus seinem Desktopdrucker kommen oder aber wie sie auf den Drucksachen zu sehen sind, die die professionelle Offsetdruckmaschine oder die Digitaldruckmaschine produzieren – sofern die Daten an eine Druckerei übermittelt werden. Das ist der eine Teil des Workflows. Aber auch, wie die Fotos von der Digitalkamera oder dem Scanner erfasst werden, ist mit entscheidend dafür, wie sie nachher am Bildschirm oder im Druck zu sehen sein werden.

Scanner, Digitalkamera, Bildschirm, Drucker: Der Workflow

Zwischen den Farben eines alten Fotos, das man auf einen Scanner legt, um es für die Weiterbearbeitung zu digitalisieren, eines Dias, das man mit dem Diascanner einscannt oder der Aufnahme mit der Video- oder Digitalkamera und ihrer Darstellung auf dem Bildschirm können Welten liegen. Das Instrument, um die Farben zwischen allen Eingabegeräten oder Ausgabegeräten zu synchronisieren, sind kleine Dateien, die sogenannten ICC-Profile.

Was ist ein ICC-Profil und wie wird es angelegt?

ICC-Profile als Grundlage des Farbmanagement

Das ICC-Profil (Abkürzung für International Color Consortium) legt einen bestimmten Farbraum fest. Nutzt man ein Farbmanagementsystem innerhalb des digitalen Workflows, trägt die installierte ICC-Software dazu bei, dass man während der Arbeit eine farbliche Durchgängigkeit hat. Das heißt im Wesentlichen zweierlei: Der am Bildschirm angezeigte Scan des Originalfotos kommt der Vorlage sehr nahe und das Druckergebnis ebenso. Dafür ist es notwendig, dass nach Möglichkeit alle Geräte, die am Prozess beteiligt sind, auch wie oben beschrieben profiliert werden. Bei der Digitalkamera heißen diese Farbprofile übrigens nicht ICC-Profile sondern DCP-Profile (von Digital Camera Profile). Dazu gehört nicht nur das, was man selbst normieren kann, sondern auch der Dienstleister muss die ICC-Profilierung für seinen Druckplattenbelichter und seine Druckmaschine durchführen.

Druckplattenbelichter, Druckmaschinen und Offsetdruck-Papier

Dabei gibt es nicht nur ICC-Profile für Digitaldruckmaschinen, die ohne Druckplatten arbeiten, sondern auch für moderne Offsetdruckmaschinen, die mit Druckplatten arbeiten. Denn auch diese werden über einen externen Leitstand digital gesteuert. Zeitgemäße Farbmanagementsysteme gehen sogar so weit, dass sie zum Beispiel verschiedene Papierarten simulieren. Man kann dann am Monitor die entsprechende Farbwirkung auf matt gestrichenem oder hoch glänzendem Papier nachvollziehen – denn die wäre im Druck auch unterschiedlich.

Kalibrierung und Kolorimetrie für die Geräte

Eine entscheidende Voraussetzung für die durchgängige Darstellung der Farbe ist die Einmessung der Geräte. Ein Monitor muss kalibriert werden. Das heißt vereinfacht gesagt, dass eine bestimmte Musterdatei aufgerufen und am Bildschirm dargestellt wird, die mit einem Kolorimeter, einem Farbmessgerät, das an den Monitor gehalten wird, vermessen wird. Dieses Gerät prüft, ob der Monitor die standardisierten Referenzfarben richtig wiedergibt. Es registriert die Abweichungen vom Idealwert. Im ICC-Profil wird der Unterschied zwischen dem Idealwert und der tatsächlichen Darstellung berechnet. Dabei ist zu beachten, dass alte Röhrenmonitore erst eine Zeit in Betrieb sein müssen, bis sie ihre optimale Farbdarstellung erreicht haben. Beim Diascanner wird ein Referenzdia, auf dem die Standardfarben zu sehen sind, eingescannt, beim Tischdrucker wird eine Datei ausgedruckt und mit einem Spektralfotometer ähnlich wie beim Bildschirm gemessen. Bei der Digitalkamera wird eine bestimmte Vorlage unter normierten Lichtverhältnissen abfotografiert und dann von einer Software analysiert. Wichtig ist, dass die Kalibrierung in Abständen immer mal wieder durchgeführt wird, weil sich die Werte verändern können. ICC-Profile werden aber auch von Dienstleistern erstellt.

Der CIE Lab-Farbraum dreidimensional visualisiert

Der CIE-Lab-Farbraum für die Farbdurchgängigkeit

Der verbindende Farbraum, der sicherstellt, dass die Profile untereinander problemlos arbeiten, ist „CIE Lab“ oder auch „CIE xyz“ genannt. „CIE“ ist die Abkürzung für „Commission internationale de l’éclairage“, der Internationalen Beleuchtungskommission. Es ist ein Farbsystem, das mit einem dreidimensionalen Farbraum arbeitet. Räume haben drei Koordinaten für Höhe, Breite und Tiefe, die normalerweise in der Mathematik als x-, y- und z-Achsen bezeichnet werden. „CIE“ bezeichnet sich dabei nicht nur als Norm-Farbsystem, sondern als „Normvalenz-System“, was sich auf die Farbwerte und ihre Normierung bezieht.

Der dreidimensionale Farbraum „Lab“

Lab ist ein geräteunabhängiger weitverbreiteter Farbraum. Die drei Buchstaben „L-a-b“ bezeichnen zwei Farbachsen (a+b) und eine Hell/Dunkel-Achse (L). Der Farbraum ist Grundlage vieler technischer Anwendungen und in der EN ISO 11664-4 genormt.

  • L gibt von 0-100 die Helligkeit wieder, wobei 0 für Schwarz steht und 100 für Weiß.
  • a ist die Rot/Grün-Achse. Grün entspricht Minuswerten, Rot Positivwerten.
  • b ist die Gelb/Blau-Achse. Blau entspricht Minuswerten, Gelb Positivwerten.

Farbprobleme beim Webdesign

Bis hierhin wurde beschrieben, wie Farben innerhalb eines digitalen Workflows bis hin zum Druck so wiedergegeben und dargestellt werden, dass das Ergebnis vom Original bis zum Druck möglichst einheitlich ist. Eine ganz andere Aufgabenstellung ist es, wenn gar nichts gedruckt wird, sondern etwas nur für die Bildschirmdarstellung geschaffen ist, wie eine Webseite oder Multimediaanwendung. Hier ist das Problem, dass je nach Grafikkarte, Auflösung des Monitors, Betriebssystem, Browserart oder Browserversion Farben im Web unterschiedlich wiedergegeben werden.

Websichere Farben machen keinen Sinn mehr

Als Grafikkarten noch eine vergleichsweise niedrige Auflösung von 8 Bit hatten, hatte man sich auf die sogenannten websicheren Farben geeinigt. Die 256 Farben, die der Bildschirm ursprünglich darstellen konnte, waren dafür die Grundlage. Da das Betriebssystem selbst einige dieser Farben beanspruchte, blieben zwischen 216-236 Farben übrig, die standardisiert werden konnten. Auch heute ist manchmal noch von den websicheren Farben die Rede. Allerdings würden sie nur Sinn auf der Darstellung alter Monitore bzw. Grafikkarten machen. Der Standard heute ist 24-Bit-Farbdarstellung mit 16,7 Millionen verschiedener Farben. Man muss sich also, solange die Grafikkartenhersteller sich nicht auf eine einheitliche Farbnormierung einigen, damit abfinden, dass unkalibrierte Monitore identische Webseiten bezüglich ihrer Farbe unterschiedlich darstellen. Sofern nicht alle Anwender ein Farbmanagementsystem einsetzen, ist dem Problem der farblich unterschiedlichen Darstellung von Webseiten nicht beizukommen.

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