Diaspora – einsam unter sich sein

26.11.10, 15:52

Kann Diaspora Facebook gefährlich werden?

Letzte Woche haben wir nach Alternativen zu Google Streetview gesucht und nur bedingt welche gefunden. Heute schaue ich mir für euch mal eine Alternative zu Facebook an: bekannt unter dem Namen Diaspora. Wenn du viel im Netz unterwegs bist und die einschlägigen Social Media Quellen kennst, hast du wahrscheinlich bereits davon gehört. Wenn nicht, bekommst du hier einen kleinen Einblick.

Diaspora ist ein Open-source Projekt, welches am 24. April als kritische Opposition zu Facebook’s Einstellung zur Privatsphäre erstmals öffentlich gemacht wurde. Die vier Diaspora-Gründer lernten sich an der New York University kennen und begannen ein Konzept zu entwickeln, welches dem Nutzer volle Kontrolle über seine Daten verleihen soll. Die Suche nach Finanzmitteln lief überraschend gut. Scheinbar gibt es doch genug Menschen, denen Ihre Privatsphäre wichtig genug ist, ein entsprechendes Projekt zu finanzieren. Mit gut gefüllten Kassen begannen die vier Jungs mit der Entwicklung und veröffentlichten bereits im September eine Alpha-Version für Entwickler. Vor 3 Tagen folgte schließlich auch die Version für den normalen Nutzer, allerdings bisher nur auf Einladung. Das große Interesse am Projekt zeigte sich in der umfangreichen Berichterstattung bei Mashable und weiter wichtigen Social Media Blogs.

Das Design wirkt angenehm aufgeräumt, aber irgendwie ein wenig leer. Man findet vor allem viel weiße Fläche, die sich in und um ein Layout verteilt, welches man von anderen Social Networks bereits recht gut kennt. Der viele Freiraum ist zwar höchstwahrscheinlich dazu gedacht mit Inhalten und Kontakten, also Aktivität, gefüllt zu werden, aber genau da liegt das Problem bei Diaspora: Es gibt bisher einfach keine nennenswerte Aktivität, die sich zum Füllen eignen würde. Was ich aber toll finde, ist die volle Kontrolle über die eigenen Inhalte und Profildaten sowie die Möglichkeit diese vollständig herunter zu laden – wenn mal etwas da ist.

Vom erst kürzlichen Start des Projektes einmal abgesehen, macht es einem Diaspora aber auch nicht gerade einfach Aktivität zu erzeugen und sich mit anderen Diasporiten (kann man die so nennen?) zu verbandeln, da diese nur über den Nutzernamen oder die Email Adresse gesucht werden können. Das mutet ein wenig an wie der Versuch pazifische Inseln mit Walky-Talkys zu verbinden.

Was mir wirklich sauer aufstößt ist die fehlende Möglichkeit an die Pinnwand anderer Nutzer zu schreiben, da es diese schlicht nicht gibt. Öffentliche Unterhaltungen finden daher ziemlich einseitig statt. Leider entspricht das nicht ganz den Prinzipien eines sozialen Netzwerkes. Des Weiteren werden bisher nur Text und Bildbeiträge, aber keine Videos unterstützt.

Man sollte natürlich fair sein und zugeben, dass sich das Diaspora Projekt noch am Anfang der Entwicklung befindet. Es wäre dennoch arg realitätsfremd Diaspora in irgendeiner Hinsicht als Facebookalternative darzustellen. Mark Zuckerberg – der übrigens zu den Finanziers gehört – wird wohl auf absehbare Zeit keine Diaspora-Albträume erleiden.

Mit den derzeitigen Einschränkungen bei Interaktion und der geringen Nutzerzahl wird wohl die hervorragend umgesetzte „Account löschen“-Funktion die am häufigsten genutzte sein. Schade, aber leider wahr.

Stephan de Paly

Eine Antwort zu “Diaspora – einsam unter sich sein”

  1. Bärbel sagt am 25. Mai 2012 um 9:55 Uhr Uhr

    Wachturm am Strand passt nicht in die Lösungskästchen ;-)

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