Im Interview: Meike Teichmann

07.04.10, 11:40

print24 stellt die junge Designerin vor

Die freie Illustratorin Meike Teichmann gestaltet Kinder- und Jugendbücher, Cover und Vieles mehr. Dabei arbeitet sie sowohl analog als auch digital. Wir entlockten der talentierten Künstlerin einige Tipps. Interessierte können nach dem Lesen des Interviews in Teichmanns Fantasiewelt eintauchen und ihre Homepage besuchen. Im „Nimm’s mit“-Bereich warten viele schöne Kleinigkeiten auf die Besucher.

Die meisten Ihrer Arbeiten zeichnen sich durch ein sehr kindgerechtes Design aus. Warum?
Ich glaube, der Grund dafür liegt eine ganze Weile zurück. Meine Kindheit war geprägt von schönen Büchern! Bilderbücher, Kinderbücher, Lesebücher. Ich habe viel gelesen, geschaut und entdeckt. Daher mag der Reiz kommen, auch als Erwachsene für Kinder zu gestalten. Mich von der Masse abzuheben ist dabei ebenso ein Ziel wie eine fröhliche Stimmung zu erzeugen, bei der gerne geschmunzelt werden darf.

Außerdem fallen die überaus phantasievoll gestalteten Figuren auf.
Die Ideen zu diesen Figuren ergeben sich fast von alleine. Ich lese etwas, bekomme ein Thema vorgelegt, oder schaue mir die Arbeiten anderer Künstler und Illustratoren an und schon setzt sich das Rad in meinem Kopf in Bewegung. Dann spinne ich drauf los, sehe Bilder vor meinem geistigen Auge und denke in viele verschiedene Richtungen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Dann können auch Schweine fliegen, wenn es mir gerade passend erscheint. Das macht die Faszination an diesem Beruf aus. Dass alles geht!

Sehr oft kommen Tiere vor. Hat das einen bestimmten Grund?
Ich mag Tiere sehr gerne, bin mit Ihnen aufgewachsen und ab und an erscheinen mir Tiere etwas ehrlicher und einfacher als Menschen. Das mag ein Grund sein. Aber sicherlich ist es auch die Vermenschlichung, die mir gefällt. Ein Bär mit Hose und Hosenträgern reizt mich ebenso wie ein Frosch mit Zollstock in der Hand, der die Beine eines Tausendfüßlers ausmisst. Da sind wir wieder beim Thema, ich mache es, weil es geht.

Auf Ihrer Homepage beschreiben Sie, dass sie meist analog arbeiten. Wie gehen Sie da vor?
Ich arbeite mit Acrylfarben, wenig bis keinem Wasser und 190-Gramm-schwerem Papier. Das Papier wird grundiert, dafür ziehe ich es auf einen festen Untergrund, sonst würde es wellig werden. Diese Grundierung bleibt häufig sogar sichtbar als Untergrund erhalten. Ich achte bewusst darauf, dass man Pinselstriche sieht. Dann wird das Motiv auf die Grundierung aufgetragen, in mehreren Schichten übereinander. Wenn es kompliziert wird, übertrage ich vorher die Skizze mit Bleistift. Eine Skizze gibt es so gut wie immer, dort wird die Komposition festgelegt und die Figur entwickelt. Ich habe gerne den Pinsel in der Hand, sehe, was ich auf dem Papier schaffe und kann auch später noch die Pinselstriche sehen, den Übergang zwischen den Farben, die kleinen Zufälligkeiten, die ich nicht steuern will. Das darf gerne ein wenig „ungenau“ erscheinen, weil ein Pinselstrich über den Rand hinausgeht. Diese Lockerheit gefällt mir und macht meinen Stil aus.

Welche Vorteile ergeben sich bei der digitalen Arbeit?
Ein großer Vorteil am digitalen Arbeiten ist natürlich die Geschwindigkeit und die Möglichkeit, relativ schnell korrigieren zu können, das geht analog deutlich schwieriger. Für die Arbeit benötige ich auch Skizzen, diese werden gescannt und dann mit Hilfe des Computers überarbeitet. Es entstehen Vektordateien. Hier muss nicht geschichtet werden, es gibt eine Outline, mit der ich sonst nicht arbeite und trotzdem stelle ich immer wieder fest, meine anfängliche Skepsis war unnötig. Mein Stil funktioniert auch digital. Es sieht zwar ganz anders aus, aber das bin immer noch ich. Und das ist wichtig!

Wie würden Sie Ihre Philosophie beschreiben?
Fantasie wecken ist etwas Schönes, das möchte ich auch bei anderen schaffen. Außerdem versuche ich immer ein Lächeln auf das Gesicht meines Gegenübers zu zaubern. Dann habe ich ihn ein wenig vom Alltag abgelenkt.

Bezüglich ihrer digitalen Arbeit: Mit welchen Programmen arbeiten Sie? Haben Sie Tipps, die Sie unseren Lesern verraten können?
Ich arbeite mit Adobe Illustrator CS4 an einem Mac. Ich gehe dabei so vor, dass ich die gescannte Skizze öffne, die Ebene in der Deckkraft reduziere und sperre. Dann kann ich auf der nächsten Ebene mit den Konturen beginnen und die Skizze nachzeichnen. Dafür nutze ich ein Grafiktablett und das Buntstiftwerkzeug. Selbst meine Outlines sind eigentlich Flächen, nicht nur eine Kontur. Hält man „Alt“ gedrückt, schließt sich der Pfad am Ende und man kann später problemlos drucken. Ich zeichne also auch die Kontur per Hand, dadurch wird die Linie ungenau, zackig und locker, genau das, was ich für meine Illustrationen möchte.

Ich lege mir dann für die Flächen eine weitere Ebene an. Unterhalb der Ebene der Outline. Alle Ebenen sperren, die nicht benutzt werden, das erleichtert das Arbeiten sehr. Außerdem kann man die Pfade magnetisch machen, dann findet man leichter exakte Punkte, wo der nächste Pfad beginnen soll oder kann die Flächen ausrichten. Mit dem Pathfinder kann man Flächen zusammenfügen oder voneinander abziehen. Apfel Komma als Tastaturbefehl blendet die Hilfslinien aus. Bestimmte Pfade zu gruppieren, wenn man sich sicher ist, dass sie so bleiben wie sie sind. Was aber das Allerwichtigste bei der Arbeit am Rechner ist: Speichern!

Gibt es bestimmte Dinge auf die man achten muss, wenn man sich als Grafiker selbstständig macht? Insbesondere als Anfänger.
Ich habe schnell gelernt, dass die Hochschule ein tolles Können und Fachwissen vermittelt, allerdings bleibt ein großer Bereich auf der Strecke und zwar alles, was nicht direkt mit der Illustration zu tun hat. Die Rechtslage, Nutzungsrechte, wie verhandel ich Verträge, muss ich überhaupt welche machen, aber auch Steuern, oder Akquisition: So etwas habe ich mir mehr oder weniger selber angelesen, erfragt und durch Erfahrungen gelernt. Da kann ich nur jedem raten, so früh wie möglich damit zu beginnen. Wenn es im Studium nicht passiert, dann privat. Ohne zumindest einen kleinen Einblick in diese Dinge zu haben, kann man den Beruf nicht beginnen, es macht einen zu großen Teil aus. Und natürlich Kontakte knüpfen! Ohne Vitamin B läuft wenig. Netzwerke sind unglaublich wichtig! Auf einmal hat irgendjemand von irgendetwas gehört und erinnert sich an dich.

Haben Sie ein bestimmtes Projekt, dass Sie gerne einmal verwirklich möchten?
Momentan ist mein Traum, ein eigenes Kinderbuch auf den Markt zu bringen. Es sieht gut aus, aber noch ist es nicht so weit. Außerdem hätte ich gerne langfristig die Möglichkeit, Kinderbücher zu illustrieren. Ich sehe mich aber auch in vielen anderen Bereichen, nicht nur im Sektor Kinderbuch.

Gibt es andere Künstler, die Sie inspirieren?
Ich mag Franz Marc. Seine Malerei gefällt mir, seine Motive und die Schlichtheit der Formen. Da sind zumindest Eindrücke hängen geblieben. So arbeite ich zwar nicht, aber die Richtung gefällt mir. Bei den Illustratoren sind es vor allem Sabine Wilharm, die auch unter anderem die deutschen Harry-Potter-Bücher illustriert hat und Wolf Erlbruch, dessen Illustrationen mir sehr gefallen. Auch hier sind es die Figuren an sich, sie haben einfach Charme und Witz. Aber auch die Aufteilung auf dem Blatt gefällt mir, häufig wird mit etwas Freiraum, Kontrasten und Spannung gearbeitet. Ich bin ein Freund von Freiräumen, vermeintlich leeren Flächen und dann wieder einer Form, in der viel passiert. Diese Abwechslung auf dem Blatt mag ich.

Meike Teichmann bietet den Besuchern ihrer Homepage einige spannende, kostenlose „Goodies“ an. Schaut mal rein!

8 Antworten zu “Im Interview: Meike Teichmann”

  1. nefliete sagt am 07. April 2010 um 13:59 Uhr Uhr

    ich kann dir nur sagen, dass du einen wirklich interessanten jobs macht. es macht vorallem dann spass, wenn man bereits deinen eignenen stil erkennt. da dürfen dann auch gern mal die schweine fliegen!

    gruß
    nefliete :)

  2. xBe sagt am 07. April 2010 um 14:04 Uhr Uhr

    Meike Meike Meike :)
    Grossartig :)

  3. Pamela sagt am 07. April 2010 um 18:45 Uhr Uhr

    Lese mit großem Interesse die Interviews hier im Blog!!! Wirklich toll, danke sehr dafür

  4. Mac Conin sagt am 08. April 2010 um 14:00 Uhr Uhr

    Ganz großes KIno – und noch darf man vom ‚hidden Champion‘ reden.. noch.
    Da wird noch ganz großes draus. Weiter so.

  5. Steffen sagt am 13. April 2010 um 10:47 Uhr Uhr

    Tolles Interview, wunderschöne Illustrationen… bin begeistert

  6. katja sagt am 16. April 2010 um 9:52 Uhr Uhr

    tolles interview… weiter so, meike!!!

  7. Meike sagt am 28. April 2010 um 13:49 Uhr Uhr

    Danke für die vielen tollen Kommentare und Komplimente! Freut mich sehr!

  8. IcyHell77 sagt am 01. Juli 2010 um 1:41 Uhr Uhr

    Die unbändige Lust an Form, Farbe und Inhalt, mit der Weißheit an vermeintlichem Unperfekten festzuhalten und somit einen eigenen Stil zu entwickeln , zu halten und zu fördern.

    Wenn sich da nicht mal eine positiver Zukunft „abzeichnet“, dann weiß ich auch nicht.
    ^und ja, ich mag Wortspiele. :o)

    Sehr symphatisches Interview und meine besten Wünsche an die Frau Künstlerin.

    Meike , weiter so…

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