Im Interview: Robert Dabi

04.03.10, 10:11

Der ideenreiche Designer stellt sich unseren Fragen

Junge, talentierte Designer braucht das Land! Mit Robert Dabi (29) stellen wir unseren print24-Lesern ein frisches Talent vor, das im Portfolio auf seiner Homepage ein breites Spektrum abdeckt. Print, Produktdesign, Web, Identity, 3D oder Illustration: Wir sprachen mit dem vielseitigen Designer.

1. Viele Ihrer Arbeiten sehen sehr futuristisch aus. Ist das eine besondere Leidenschaft von Ihnen?

Ja, als ich als Kind zum ersten Mal „Star Wars“ sah, wollte ich mir gleich danach ein Lichtschwert bauen. Ich musste allerdings schnell feststellen, dass das mit Legos und Leuchtdioden ein schwieriges, um nicht zu sagen unmögliches Unterfangen war. (lacht) Oft habe ich auch zusammen mit meinem Cousin Raumschiffe gezeichnet. Später folgten dann Comics und Science-Fiction-Romane. Diese Begeisterung für Sci-Fi und Technik hat sich bis zum heutigen Tag fortgesetzt. Ich male mir oft aus, wie die Symbiose Mensch und Technik weitergeht.

2. Woher schöpfen Sie Ihre Ideen?

Indem ich mit offenen Augen durch die Welt laufe! Ich denke, ich bin ein visuell orientierter Mensch, das heißt, mich fesseln Bilder viel mehr als es bei Leuten mit einem guten Buch der Fall ist. Mit „Bild“ kann auch eine gut gemachte Werbekampagne, oder ein bestimmter Look gemeint sein. So etwas prägt sich bei mir ein und wird abgespeichert. Wenn es an der Zeit ist, wird dieser Eindruck dann wieder aus dem Unterbewusstsein gekramt und entsprechend weiterverarbeitet. Das Internet ist für mich auch eine große Inspirationsquelle. Ich lese täglich RSS-Feeds von zahlreichen Design-Blogs.

3. Welche empfehlen Sie?

Gute Fachartikel gibt es zum Beispiel bei smashingmagazine.com oder fontblog.de. Inspirationsquellen können behance.net oder notcot.org sein. Auch zu Architektur- oder produktlastigen Seiten wie dezeen.com verirre ich mich des Öfteren.

4. Wie sieht Ihre Vorgehensweise bei der Umsetzung Ihrer Ideen aus?

Ich gehöre ehrlich gesagt nicht zu denjenigen, die großartig Skizzen anfertigen bevor Sie etwas beginnen. Meistens bilde ich gedanklich schon im Vorfeld ein gewisses Konzept, das ich dann direkt versuche umzusetzen. Die Herausforderung dabei ist, möglichst alle technischen und gestalterischen Hürden zu nehmen, um an dieses gedankliche Konstrukt heranzukommen. Ich habe auch keine Hemmungen komplett neu anzufangen, denn ich bin erst zufrieden, wenn ich auf das Projekt blicke und denke „Ja, das ist es“. Dann bin ich fertig. Dann muss es „nur“ noch dem Kunden gefallen.

5. Wie sehen überhaupt Ihre Anfänge aus?

Mein Vater war Ingenieur und meine Mutter hat schon immer gern gemalt (Aquarell), somit wurde mir dieses Talent quasi in die Wiege gelegt. Ich habe schon immer gerne gezeichnet, deswegen war für mich schon als Kind klar: ich will Designer werden. Mein Werdegang ist eigentlich schnell erzählt: Nachdem ich das Gymnasium in der elften Klasse geschmissen hatte, besuchte ich die Fachoberschule für Gestaltung, danach die Ausbildung zum Mediengestalter in einer kleinen, siebenköpfigen Werbeagentur. Danach wechselte ich zu einem damaligen Kunden – ein Hersteller von Schreib- und Malwerkzeug – für den ich noch heute tätig bin. Dieser „Lebenslauf“ schreit nach weiteren Stationen, wenn ich ehrlich bin. (lacht)

6. Welche Zielgruppe streben Sie an?

Das kann ich nicht generell beantworten, denn die anzusprechende Zielgruppe hängt immer von dem jeweiligen Projekt ab und muss im Idealfall zusammen mit dem Auftraggeber ermittelt werden. Bei meinen freien Arbeiten hängt die Zielgruppe ganz von der Idee ab. Dort ist es meistens so, dass ich mich selber in dieser Zielgruppe sehe, denn die freien Arbeiten müssen mir schließlich gefallen und Spaß machen.

7. Eine ihrer Konzeptideen ragt heraus: eine Uhr! Die „Zero Watch“ ohne entsprechende Merkmale wie Zeiger oder Zahlen.

Einerseits bin ich wie gesagt ein visuell orientierter Mensch, und andererseits mag ich Dinge, die möglichst einfach und leicht verständlich aufgebaut sind. Gutes Design ist in meinen Augen etwas, dass bei maximaler Funktionalität auf das Wesentliche reduziert, dennoch optisch ansprechend ist. Das, und die Tatsache, dass ich mir selber eine Armbanduhr kaufen wollte, aber keine fand, die mich richtig begeistert hat, brachte mich auf die Idee selbst eine zu entwerfen: Der innere Kreis zeigt die Stunden an, der äußere die Minuten. Somit ist das Ziffernblatt nicht nur ein Informationsträger für die Uhrzeit, sondern wird auch zu einem sich ständig wandelnden Muster. Da ich bei dem Entwurf keine bestimmte Zielgruppe im Auge hatte, müsste ich raten wem Sie gefallen könnte: Kreativen, Sportlern, eher jüngeren Leuten, auf jeden Fall keine praktisch denkenden Menschen, vielleicht auch Skatern?

8. Sie haben mittlerweile eine weitere Uhr entworfen. Was können Sie uns über diese erzählen?

Die Idee dazu kam mir, während ich über die „Zero“ nachgedacht habe. Das Besondere an dieser Uhr ist, dass man sie auf den ersten Blick gar nicht als solche erkennt. Erst bei einer 90-Grad-Drehung der Hand wird die Hintergrundbeleuchtung aktiviert, sodass sieben Reihen mit jeweils zwei Ziffern zum Vorschein kommen. Diese Ziffern zeigen Stunde, Minute, Sekunde, Wochentag, Tag, Monat und Jahr an. Ich dachte mir: Eine Uhr kann beim Träger auch dezenter in Erscheinung treten, so wie ein Armreif. Die Visualisierung der Uhr ging recht schnell, ich hatte einen groben Entwurf als Vektorgrafik, den ich dann an einem Nachmittag direkt in Cinema 4D umgesetzt habe.

9. Was bedeutet für Sie „normal“? Und warum sind Ihre Arbeiten nicht normal?

Normal bedeutet für mich: „Ich mache etwas so, weil es schon immer so gemacht wurde, und weil jeder es so macht“. „Normal“ ist Durchschnitt, ist die Mehrheit aller Dinge, die Norm. Also nichts, was aus der Masse heraus sticht. Viele sind bemüht, diese Norm zu erreichen, aber was bringt das? Man schuftet dafür, nicht aufzufallen! Das ist speziell in der heutigen Zeit für viele Unternehmen tödlich. Viele haben Angst davor, etwas Außergewöhnliches zu tun, weil das ein Risiko darstellt. Ich sehe mich eher als weniger normal, weil ich lieber ein Risiko eingehe, als im Durchschnitt zu versumpfen.

10. Mit welchen Programmen arbeiten Sie? Können Sie unseren Lesern Tipps geben, was sie hierbei beachten müssen.

Ich arbeite hauptsächlich mit der Adobe Creative Suite, allen voran natürlich Photoshop. Für Layouts habe ich während meiner Ausbildung noch Macromedia Freehand benutzt, damals wurden in dem Betrieb sogar ganze Kataloge damit erstellt. Glücklicherweise habe ich dann kurze Zeit später InDesign als eine viel bessere Alternative für mich entdeckt. 3D-Objekte erstelle ich mit Cinema 4D. Auch in diesem Bereich habe ich anfangs viel herumprobiert, bis ich mit Cinema das für mich passende Werkzeug gefunden habe. Da C4D sehr einsteigerfreundlich ist, habe ich mich schnell damit zurechtgefunden. Ich muss dazu sagen, dass ich erst zu Beginn der Ausbildung zum Mediengestalter 2002 mit digitaler Bildbearbeitung angefangen habe und mir mehr oder weniger alles selbst beigebracht habe. Davor war der PC nur zum spielen da, und ich habe meine Kreativität mit Bleistift und Papier ausgelebt. Während der Ausbildung war das Motto auch eher „Learning by Doing“. Das war aber kein Problem, denn ich hatte – und habe immer noch – Spaß daran.

Mehr über Robert Dabi auf seiner Homepage.

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